Durch seine Nachtschichten lebt Hiko irgendwie in einer anderen
Zeitzone, die zufällig der nahekommt, die ich aus Europa
mitgebracht habe. Wir haben daher letzte Nacht bis 5 zusammen
getrunken, geblödelt und gef.eiert. Ich wache um 12 auf, schaue
draußen den strömenden Regen an und lege mich wieder hin.
Erst am späten Nachmittag stehen wir auf, es regnet immer noch,
zum "Frühstück" gibts Reste (Bananen und Toastbrot). Ach,
warum auch nicht in dieser Zeitzone bleiben, wenn das Wetter eh
schlecht ist? Und es sollte ja ein Erholungsurlaub werden, da kann man
schon mal nen Tag verschlafen.
Heute fahren wir (bereits im Dunklen) in den zehn Kilometer
entfernten Nachbarort zum Einkaufen. Es gibt nach längerem
Überlegen wieder Sashimi, Reis und Gemüse, diesmal aber
selbst zubereitet. Vorher Gyouza (mit Fleisch gefüllte
Teigtaschen), und hinterher, um Mitternacht, noch Yakitori
(Spieße mit gegrilltem Hähnchenfleisch). Ich bekomme einen
winzigen Einblick in die Zubereitung von Sashimi: Die eine Sorte, die
Hiko auf Deutsch Trockenfisch nennt und deren japanischen Namen ich
schon wieder vergessen habe, wurde kurz für eine Minute in
kochendes Wasser gesteckt und dann in Eiswasser abgekühlt, bevor
Hiko den Fisch geschnitten hat . Dazu viel frisches
Schnittlauch; ich darf auch was machen . Den Lachs hat Hiko direkt
roh geschnitten, und dann gibts noch Miso-Suppe. Und natürlich
Reis, diesmal frisch gekocht im Reiskocher. Ich habe Shochu gekauft,
mit Hikos Lesehilfe die Sorte, die aus Süßkartoffeln
gemacht wird und die es bei meiner Gastfamilie im April immer zum
Essen gab. Fertig ist das Festmahl .
Shochu schmeckt sehr gut zu Sashimi, Hiko kannte diesen Luxus
selbst noch nicht. Ist ja nett, dass ich ihm auch noch was beibringen
konnte über den Genuss japanischen Essens. Wir essen und trinken
und feiern eigentlich die ganze Nacht, später gibts noch Yakitori
und dann Kartoffelchips ... was für ein dekadenter Urlaub !
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