Allmählich finden wir in die hiesige Zeitzone zurück und
stehen schon mittags auf, zumal tatsächlich zwischen den Wolken
ab und zu die Sonne hervorschaut. Diesmal haben wir eingekauft
fürs Frühstück: Es gibt Misosuppe, Reis,
geräucherten Lachs aus der Dose und ein
Frühstücksei .
Wie ein Japaner ein perfekt weichgekochtes Fünf-Minuten-Ei
komplett schält, wieder auf das Tellerchen legt und dann mit
Sojasoße und mit Stäbchen isst, hätte man eigentlich
auf Video festhalten müssen. (Nicht böse sein, wenn Du das
liest, Hiko, aber ich schreibe das einfach nur auf, weil ich es aus
europäischer Sicht ungewöhnlich finde und Deine
Geschicklichkeit bewundere.) Eierbecher gibt es wohl im Prinzip in
Japan, aber man braucht sie nicht. Egal, ich esse mein Ei auf meine
Art: Nur oben abpellen und dann mit einem Löffel und mit Salz,
wenn auch ohne Eierbecher.
Aufmerksamen Lesern ist sicher aufgefallen, dass ich das Haus
bisher kaum fotografiert habe. Ich wollte Hiko erst fragen, ob das in
Ordnung ist. Heute tue ich es mal, und komischerweise hüpft in
allen Bildern ein Japaner mit herum . Ein typisch japanischer
genkan, wo man seine Schuhe auszieht , und schließlich das
Häuschen von außen ; so klein ist es gar
nicht!
Jetzt zum See. Wir fahren zuerst zu einer Stelle, wo man
normalerweise prima den Fuji sehen kann. Fehlanzeige , alles in den Wolken. Aber
der See ist ganz nett, zumal die Sonne ab und zu durch die Wolken
bricht . Auf der Weiterfahrt
entdecke ich ein Cafe mit super Aussicht auf Berg und
wolkenverhangenen Fuji, aber leider hat es geschlossen . Also halten wir irgendwo
an und machen wenigstens einen kleinen Spaziergang mit Blick auf die
Seite, wo der Fuji bei schönem Wetter zu sehen wäre .
Weiter mit dem Auto zeigt mir Hiko in der Abenddämmerung noch
einen Schrein , und wir üben uns
beide in Portraitfotografie . Hier gibt es sogar einen
Sumo-Ring , was Hiko gleich zum Posieren anregt , und mit
Selbstauslöser dann auch mich .
Wir fahren wieder in den Nachbarort und diskutieren auf dem Weg
dorthin, was wir denn heute mal essen wollen. Ich bringe den Gedanken
an ein Restaurant ins Spiel. Hmm, aber welches? Oder doch lieber
einkaufen? Oder doch lieber ein Restaurant? Und eigentlich ist es ja
noch zu früh zum Essen, erst 17:30 Uhr, Hiko hat noch gar keinen
Hunger. Hmm, was machen wir nur? Es ist schon wieder viel Verkehr und
wir kommen nur langsam vorwärts ... doch lieber umdrehen und in
Yamanakako einkaufen? Irgendwie schaffen wir es, eine ganze Stunde mit
der Entscheidungsfindung und mit Autofahren zu verbringen, bis wir uns
endlich für ein koreanisches Restaurant entscheiden. Inzwischen
ist es auch spät genug zum Abendessen.
In diesem Restaurant grillt man sein Fleisch selbst auf einem in
den Tisch eingelassenen Gasgrill . Gut, dass ich Hiko habe
bestellen lassen. Sonst wäre mir vielleicht die Rinderzunge nicht
in den Sinn gekommen, und gerade die ist besonders lecker . Darm ist allerdings nicht
ganz so mein Geschmack, vor allem ist er ziemlich zäh. Aber
insgesamt ein super leckeres Essen, das zusammen ungefähr
8000 Yen (60 Euro) gekostet hat. Einen beträchtlichen Anteil
daran hatten allerdings die zwei Bier, die ich getrunken habe: Je 840
Yen (6,30 Euro). Aber man gönnt sich ja sonst nichts ...
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