Heute bin ich mit Pamela verabredet, der Schweizerin, die ich vor einigen Jahren in der Sprachschule kennengelernt habe und die in Tokyo lebt. Vorher will mir Chandra aber noch ein Geschäft zeigen, in dem es allerlei Zubehör fürs Kalligraphieren gibt. In der Tat hat der Laden eine riesige Auswahl, angefangen mit verschiedenen Papieren, von denen es jeweils Muster gibt , die man in einer eigens eingerichteten Ecke ausprobieren kann . Auch das Angebot an Fertigtinten , Tintensteinen und Pinseln ist ziemlich überwältigend. Und sehr schwer zu durchschauen, wenn man sich weder auskennt, noch vernünftig lesen kann. Hier gibt es auch diese Farbdöschen mit der roten Farbe für den Namensstempel sowie Rohlinge, aus denen man sich seinen eigenen Namensstempel schnitzen kann (wenn man sowas kann) . Und sehr schicke Tintendosen, obwohl eigentlich etwas groß, kaufe ich mir die rechte, weil sie so schön ist . Außerdem kaufe ich eine Riesenpackung des Papiers, das wir gestern verwendet haben (kleinere haben sie nicht), so eine kleine Pinsel-Ablage aus Keramik sowie eine Flasche Tinte. An der Kasse wird mir alles besonders regensicher (draußen gießt es in Strömen) eingepackt: Die Packung Papier kommt in eine Plastiktüte, diese zusammen mit den anderen Sachen in eine große Papier-Tragetasche, und die bekommt schließlich noch eine Plastikhülle drumrum, um sie vor dem Regen zu schützen. Verpacken können sie, die Japaner. Jetzt aber auf zu Pamela. Pamela hat bis April für Siemens gearbeitet, diesen Job aber gekündigt, weil er ihr nicht zusagte. Momentan ist sie auf der Suche nach was Neuem und ist daher in eine bescheidenere Wohnung umgezogen, ein Zimmer in einem sogenannten Shared House. Das muss man sich vorstellen wie ein Studentenwohnheim: Man hat sein eigenes kleines Zimmer , und sanitäre Einrichtungen sowie die Küche sind etagenweise geteilt. Zum Abendessen sind wir eingeladen bei einem Bekannten von ihr, der wohl eine höhere Position bei Cisco einnimmt. Pamela hatte mir schon im Vorfeld von der Wohnung und der sagenhaften Aussicht sowie den Kochkünsten des Gastgebers vorgeschwärmt, und ich muss sagen, zu Recht. Doug wohnt im 22. Stock eines Hochhauses in Azabu-Juuban, und die Wohnung ist in der Tat fantastisch. Ganz unjapanisch geräumig , mit einer wirklich grandiosen Aussicht . So könnte ich mir das Leben in Tokyo auch gefallen lassen. Pamela meinte, dass man für so ein Appartment ungefähr 5000 Dollar Miete zahlt im Monat. Das ist die Kehrseite. |