19.06., Zu Besuch bei japanesepod101.com

Heute Morgen habe ich Kopfschmerzen und leichtes Halsweh. Ich werde mich doch bei meinen Onsen-Aktivitäten nicht erkältet haben? Es steht jedenfalls ein ruhigerer Tag auf dem Programm. Vor einigen Tagen habe ich den Leuten von japanesepod101.com, dem Podcast mit Japanisch-Unterricht, den ich seit Dezember höre, geschrieben und mit ihnen einen Besuchstermin vereinbart. Ich will da neugierigerweise einfach mal vorbeischauen, wo es schon um die Ecke ist.

Na ja, jedenfalls an zentraler Stelle in Tokyo, in Akasaka. Von meiner Unterkunft aus wieder eine kleine Weltreise: Ich steige um 11.13 in den Bus, um dann um 12.45 in Akasaka einzutreffen. Da bleibt mir noch eine Viertelstunde, um das Gebäude zu suchen, um 13 Uhr bin ich verabredet. Ich war erst in Sorge, wie ich das finden soll, weil ich die japanischen Adressen immer noch nicht so ganz genau durchschaut habe. Aber mit ein bisschen Nachdenken ist es doch nicht so schwer. Akasaka 3-4-4, das heißt 3 Choume, also Stadtteil Nummer 3, auf dem Umgebungsplan Foto dazu Mitte rechts auch in lateinischen Buchstaben als Akasaka 3 zu erkennen. Die Vier ist der Häuserblock und die zweite Vier das Haus, und schon bin ich da Foto dazu.

Die Büros sind im 5. Stock. Als erstes fällt eine Ecke mit Schuhen auf: Obwohl es hier keinen erkennbaren Genkan gibt, scheinen die meisten Leute doch für die Arbeit die Schuhe auszuziehen Foto dazu. Nach ein paar Minuten Wartezeit nimmt mich Peter Galante, Gründer und Chef des Ladens in Empfang und führt mich in sein Büro Foto dazu Foto dazu. Ich wusste gar nicht, dass er der Chef hier ist, kannte nur seine Stimme aus dem Podcast, den ich täglich höre. Er mischt also eifrig mit beim Tagesgeschäft, hat aber sein eigenes kleines Büro, während alle anderen in einem großen Stall sitzen, Rechner an Rechner Foto dazu. Der Laden hat zurzeit 15 Vollzeit-Mitarbeiter und etliche weitere in Teilzeit oder als Aushilfen. Nicht alle sitzen hier, sondern über die ganze Welt verteilt, Skype und Google Documents sei Dank, eklärt mir Peter. Die Firma produziert inzwischen ja nicht nur Japanisch-Unterricht, sondern auch Koreanisch, Chinesisch, Deutsch, Französisch, Italienisch ...

Naomi sensei ist eine andere bekannte Stimme, die ich fast jeden Tag höre, nett, sie auch einmal kennenzulernen Foto dazu. Leider ist sie sehr beschäftigt und schwirrt sofort ab. Peter hat auch weniger Zeit, als ich gehofft hätte, beziehungsweise kommen wir zufällig auf meine selbst gebastelten Kanji-Lernseiten zu sprechen und verbringen fast eine halbe Stunde damit, uns darüber zu unterhalten. Und viel mehr Zeit hatte er offensichtlich nicht für mich einkalkuliert. Aus dem geplanten gemeinsamen Mittagessen wird nichts, beziehungsweise ich gehe mit einigen Leuten zum Essen, aber Peter selbst hat keine Zeit.

Immerhin darf ich nach dem Essen noch schnell einen Blick ins Tonstudio werfen. Das ist ein paar Häuser weiter und für die Podcast-Produktion angemietet. Naomi ist gerade mit einer Produktion fertig Foto dazu, und Peter und sie bereiten sich auf den nächten gemeinsamen Auftritt vor Foto dazu. Und schon fliege ich raus, weil die beiden arbeiten müssen. Ist ja auch verständlich. Ein bisschen was habe ich trotzdem erfahren, aber ich bin zu faul, das hier aufzuschreiben. Werde mit Peter per Mail in Verbindung bleiben und noch ein paar Gedanken über das Japanischlernen austauschen.

Ich schaue mir noch den Schrein gegenüber ein bisschen an Foto dazu, setze mich dort auf eine Bank und ruhe mich etwas aus. Es geht mir zusehends schlechter, Halsweh, Kopfweh ... aber ich will unbedingt heute Abend noch einmal Hiko treffen. Wir sind für 20 Uhr in Kichijouji verabredet.

Auf dem Weg dorthin liegt Shinjuku, und so fahre ich erst einmal nach Shinjuku, um in dem mir hinlänglich bekannten Bic-Camera-Laden nun doch meine Nintendo DS zu kaufen. Eigentlich brauche ich keine mobile Spielkonsole, aber ich habe mir noch einmal bei Chandra das Kanji-Lernprogramm angesehen, und das allein scheint mir so nützlich zu sein, dass es die Investition rechtfertigt. Kostet eh nur umgerechnet 100 Euro hier, die DS, plus ein paar Euro für das Kanji-Programm. Ich kaufe gleich noch ein weiteres, das hier groß beworben wird, in dem es anscheinend daraum geht, schön schreiben zu lernen. Wenn es hält, was es verspricht, dann kann ich das ganz prima gebrauchen.

An der Kasse gibt es einen großen Wirbel um meine Kreditkarte. Irgendwas klappt nicht, die Mitarbeiterin nimmt alles aufgeregt wieder aus der Tüte und fängt von vorne an, irgendwas klappt wieder nicht. Sie entschuldigt sich vielmals und geht mit meiner Kreditkarte telefonieren. Minutenlang dauern die Verhandlungen am Telefon, während derer sie meine Kreditkarte immer wieder dreht und wendet, als hätte sie so etwas noch nie gesehen Foto dazu. Als sie den Vorgang schließlich noch einmal versucht, muss sie zwischendrin nochmal telefonieren gehen, aber schließlich ist alles in Ordnung. Bin gespannt, wie oft der Betrag letztlich abgebucht wird. So schwer kann das ja nun wirklich nicht sein, in der Buchhandlung neulich war die Kartenzahlung auch nicht das geringste Problem.

In Ermangelung einer besseren Idee fahre ich schon einmal rüber nach Kichijouji und schreibe Hiko gegen 18 Uhr eine SMS, dass ich schon dort bin. Ob wir uns nicht schon früher treffen können? Ich fühle mich mittlerweile immer schlechter und denke, es wäre wohl doch besser gewesen, nach Hause zu fahren. Aber nun bin ich schon extra noch weiter weg von zu Hause gefahren, um Hiko zu treffen, dann will ich da auch tun. Und schließlich muss der Mensch ja auch was essen.

Gegen 18.30 ruft er zurück, nein, früher treffen geht auf keinen Fall, eher später. Noch später!? Kichijouji sei so weit weg. Wir könnten uns allenfalls um 8 treffen, wenn wir einen näheren Ort nehmen, zum Beispiel Meidaimae. Von mir aus, fahre ich halt nach Meidaimae. Ich habe ja Zeit.

Was einem in Japan schmerzlich auffällt, wenn man mal erschöpft ist wie ich heute, ist der Mangel an ruhigen Plätzchen und Sitzgelegenheiten. Ok, in Hannover gibt es auch nicht an jeder Ecke eine Bank, aber irgendwie habe ich das Gefühl, dort ist es einfacher, sich mal irgendwo hinzusetzen. Keine Bänke und keine Abfalleimer, das fällt einem in Tokyo auf. Um sich zu setzen, muss man in ein Cafe gehen, und um etwas wegzuwerfen in einen Kombini. Funktioniert auch, man muss es nur wissen.

Das Abendessen mit Hiko fällt vergleichsweise kurz aus, weil es mir zunehmend schlechter geht. Schon um kurz nach 21 Uhr mache ich mich auf die Heimreise, die mir in meinem Zustand erst recht eine Tortur ist. Meidaimai, Shitakitagawa, Shinyuugaoka, Machida, Yamato, Kibougaoka ... viermal umsteigen und dann um zwei Minuten den letzten Bus um 22.15 Uhr verpasst. Diesmal gönne ich mir ein Taxi.

Die freundliche Taxifahrerin fragt mich sogleich, wo ich herkomme. Deutschland? Das ist ja interessant, ihre Tante ist gerade für 14 Tage in Deutschland. Sie selber war noch nie da. Ich bin aber nicht besonders gesprächig heute, erkläre ihr lediglich, wo sie langfahren soll. Und auf einmal sind wir wo, wo ich noch nie war. Eigentlich müsste ich fast zu Hause sein, wir haben wohl einmal abzubiegen vergessen. Ich entschuldige mich vielmals, sie wendet, wir fahren zurück und ich schicke sie wieder in eine falsche Straße. Mist, zu Fuß geht es irgendwie langsamer und die Gegend sieht anders aus. Ich entdecke dann aber die Treppe, die man auch nehmen kann, um zu unserem Haus zu kommen, und lasse sie dort anhalten. Sie ist nicht nur sehr verständnisvoll und freundlich, sondern hat, als ich sie das erste Mal wenden ließ, unauffällig das Taxameter ausgemacht. Die – wenn auch nur wenige hundert Meter lange – Extratour aufgrund meiner Dusseligkeit hat sie mir also nicht einmal berechnet, wie nett!

Um kurz vor 23 Uhr falle ich dann endlich ins Bett, anscheinend mit Fieber ...

 

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©2008 by Harald Bögeholz