Nach einer Nacht voller unruhiger Fieberträume stehe ich gegen 12
auf und nehme den einzigen Beutel Aspirin Complex, den meine
bescheidene Reiseapotheke hergibt. Die Waschmaschine füttern ist so
ziemlich das Einzige, was ich in meinem Zustand auf die Reihe kriege,
auch nützlich. Später, als das Aspirin zu wirken beginnt, schaffe ich
es auch endlich, wieder etwas Tagebuch zu schreiben, unterbrochen von
Mittagsschläfchen.
Gegen 18 Uhr klingelt es und ich öffne einem seriösen Herrn im
Anzug, der mir auf Japanisch etwas erzählt, das ich nicht verstehe,
geschäftig einen kleinen Computer mit Touchscreen in der Hand. Ich
stammele, dass ich kein Japanisch kann (ok, ist halb gelogen und da
ich es auf Japanisch tue, ein Widerspruch in sich) und hier nicht
wohne und dass der eigentliche Mieter gerade nicht da ist. Da drückt
er mir einen englischsprachigen Prospekt in die Hand und verabschiedet sich mit
der Drohung, wiederzukommen.
Anscheinend war das das japanische Pendant der GEZ, ein Abgesandter
des staatlichen Fernsehsenders NHK. Dem Prospekt zufolge gibt es in
Japan ähnliche Gesetze wie bei uns, denen gemäß man Gebühren zahlen
muss, wenn man ein Fernsehgerät besitzt, unabhängig davon, wie viel
man schaut. Es gibt unterschiedliche Gebühren für terrestrischen und
(teurer) Satellitenempfang. Außerdem verschiedene Zahlungsweisen, von
denen eine zu sein scheint, dass alle zwei Monate so ein freundlicher
Herr im Anzug vorbeikommt und die Gebühr in bar kassiert.
Japan ist ja immer noch eine Bargeld-Gesellschaft. Eine weitere
verbreitete Form, seine Rechnungen zu bezahlen, ist die Barzahlung im
Kombini. Ich hab neulich Chandra dabei zugeschaut, wie er seine
Telefonrechnung bezahlt hat. Man geht einfach zu irgendeinem dieser 24
Stunden am Tag geöffneten Convenience Stores (kombini), der
Barcode auf der Rechnung wird gescannt wie alle anderen Artikel, die
man kauft, und man zahlt bar. Telefonrechnung und Bierkauf lassen sich
also in einem Rutsch erledigen ;-).
Weitere Heldentaten gibt es heute nicht. Tagebuch geschrieben,
Wäsche gewaschen und GEZ-Eintreiber abgewimmelt, das muss genügen.
Gegessen habe ich auch fast nichts, nur die beiden Fertig-Nudelsuppen,
die ich für Notfälle wie diesen mal irgendwann gekauft hatte. Habe
aber auch keinen Appetit. Ich gehe früh ins Bett, noch bevor Chandra
nach Hause kommt.
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