20.06., GEZ in Japan

Nach einer Nacht voller unruhiger Fieberträume stehe ich gegen 12 auf und nehme den einzigen Beutel Aspirin Complex, den meine bescheidene Reiseapotheke hergibt. Die Waschmaschine füttern ist so ziemlich das Einzige, was ich in meinem Zustand auf die Reihe kriege, auch nützlich. Später, als das Aspirin zu wirken beginnt, schaffe ich es auch endlich, wieder etwas Tagebuch zu schreiben, unterbrochen von Mittagsschläfchen.

Gegen 18 Uhr klingelt es und ich öffne einem seriösen Herrn im Anzug, der mir auf Japanisch etwas erzählt, das ich nicht verstehe, geschäftig einen kleinen Computer mit Touchscreen in der Hand. Ich stammele, dass ich kein Japanisch kann (ok, ist halb gelogen und da ich es auf Japanisch tue, ein Widerspruch in sich) und hier nicht wohne und dass der eigentliche Mieter gerade nicht da ist. Da drückt er mir einen englischsprachigen Prospekt in die Hand Foto dazu und verabschiedet sich mit der Drohung, wiederzukommen.

Anscheinend war das das japanische Pendant der GEZ, ein Abgesandter des staatlichen Fernsehsenders NHK. Dem Prospekt zufolge gibt es in Japan ähnliche Gesetze wie bei uns, denen gemäß man Gebühren zahlen muss, wenn man ein Fernsehgerät besitzt, unabhängig davon, wie viel man schaut. Es gibt unterschiedliche Gebühren für terrestrischen und (teurer) Satellitenempfang. Außerdem verschiedene Zahlungsweisen, von denen eine zu sein scheint, dass alle zwei Monate so ein freundlicher Herr im Anzug vorbeikommt und die Gebühr in bar kassiert.

Japan ist ja immer noch eine Bargeld-Gesellschaft. Eine weitere verbreitete Form, seine Rechnungen zu bezahlen, ist die Barzahlung im Kombini. Ich hab neulich Chandra dabei zugeschaut, wie er seine Telefonrechnung bezahlt hat. Man geht einfach zu irgendeinem dieser 24 Stunden am Tag geöffneten Convenience Stores (kombini), der Barcode auf der Rechnung wird gescannt wie alle anderen Artikel, die man kauft, und man zahlt bar. Telefonrechnung und Bierkauf lassen sich also in einem Rutsch erledigen ;-).

Weitere Heldentaten gibt es heute nicht. Tagebuch geschrieben, Wäsche gewaschen und GEZ-Eintreiber abgewimmelt, das muss genügen. Gegessen habe ich auch fast nichts, nur die beiden Fertig-Nudelsuppen, die ich für Notfälle wie diesen mal irgendwann gekauft hatte. Habe aber auch keinen Appetit. Ich gehe früh ins Bett, noch bevor Chandra nach Hause kommt.

 

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©2008 by Harald Bögeholz