11.06., Enoshima

Heute Vormittag wasche ich erst einmal meine Wäsche. Chandra hat mir freundlicherweise die Benutzung seiner Waschmaschine erklärt. Nebenbei bearbeite ich die Fotos von gestern nach, sind ja doch eine ganze Menge geworden. Gegen 13 Uhr bin ich fertig zum Aufbruch: Was nun?

Zufällig hat sich vor ein paar Tagen mal wieder Nami bei mir gemeldet, das Mädel aus der Gastfamilie wo ich letztes Jahr zu Gast war. Ich habe ihr geantwortet, dass ich gerade in Japan bin und ihr auch meine mobile E-Mail-Adresse gegeben. Vorhin kam eine Nachricht von ihr, in der sie unter anderem vorschlug, ich könne doch mal nach Enoshima fahren. Sie würde es allerdings selbst nicht gut kennen. Ihre Mail ist übrigens eine richtige Mädchen-Mail, über und über garniert mit verschiedensten Smileys, und zwar nicht aus ASCII-Zeichen, sondern bunte Bildchen. Herzchen, lachende und weinende Gesichter, Pfeile ... Ob es in Japan wohl einen Standard dafür gibt? Ich kann bei meinem Handy jedenfalls auch aus einer großen Palette solcher Bildchen wählen. Wäre irgendwie kein Wunder; bei den Tausenden von Kanji käme es auf ein paar Emoticons auch nicht an. Scheint jedenfalls ne Mädchensache zu sein; von Hiko hab ich noch nie so ein Bildchen gekriegt.

Enoshima? Wo ist das doch gleich? Tatsächlich ganz in der Nähe, mit dem Zug in 40 Minuten zu erreichen. Zum Mittagessen mit Hiko nach Tokyo habe ich länger gebraucht. Also schwinge ich mich in den Zug und fahre nach Enoshima.

Habe zwar nur den Nachmittag Zeit, aber der reicht gut aus, um alle Sehenswürdigkeiten auf dem Inselchen zu besichtigen (bitte einfach Fotos durchklicken Foto dazu). In der Nähe eines der Schreine macht mich ein Schild stutzig, auf dem ich mir ziemlich sicher bin, das Zeichen für Unglück nicht zu verwechseln. Eine Unglücksjahr-Tabelle Foto dazu? Mit einer Zeile vor dem Unglück, einer Zeile das wahre Unglück und einer Zeile nach dem Unglück, für Frauen und Männer getrennt. Oh je, ich als 42-jähriger Mann bin demnach also ausgerechnet in meinem Unglücksjahr?! Eine Tafel weiter ist auch nochmal von Unglücksjahren die Rede, diesmal mit einer Preisliste drunter (Gebetsgebühren? jedenfalls 5000, 7000, 10000 Yen und mehr) Foto dazu. Leider ist die Quote der Kanji, die ich auf diesem Schild kenne, irgendwie zu gering. Ob das die Gebühren für die Abwendung des mir mit 42 Jahren drohenden Übels sind?

Um 20.15 bin ich mit Hiko in Shinjuku zum Abendessen verabredet. Ich hatte mir eine Zugverbindung um 18.48 rausgesucht, bin aber doch schon einen Zug früher um 18.33 am Bahnhof, sodass ich ganz entspannt rechtzeitig dort bin. Wir gehen in ein nettes japanisches Restaurant, in dem ich – durch eine Glasscheibe getrennt – direkt neben dem Holzkohlegrill sitze, auf dem allerhand für uns gebrutzelt wird Foto dazu. Wie schon gestern überlasse ich Hiko das Entschlüsseln der handgeschriebenen Speisekarte, und er bestellt lauter leckere Sachen für uns Foto dazu.

Wenn nur nicht der Heimweg so nerven würde. Ich steige zwar schon kurz nach 22.30 in einen Zug, bin aber erst zwei Stunden später zu Hause. Die schnelle Linie von Shinjuku nach Yokohama fährt nämlich nicht mehr, glaube ich jedenfalls. Also erst mit der Yamanote nach Shibuya, dann mit der Tokyu-Toyoku-Linie nach Yokohama, dann mit der Soutetsu in Richtung Kibougaoka, wobei ich dusseligerweise in einen falschen (Nicht-Express-)Zug steige, es einige Stationen später noch rechtzeitig merke, umsteige, um dann gegen 0.15 in Kibougaoka zu sein und noch eine halbe Stunde nach Hause zu laufen – der letzte Bus fährt bekanntlich schon um 22.15, und Taxi stand gerade zufällig keines am Bahnhof. taihen ne.

Ein paar weitere belanglose Knipsbilder gibts übrigens drüben im Live-Foto-Log; ich verlinke sie hier nicht extra. Aber mein Gebettel nach E-Mail möchte ich wiederholen: Wenn Du dies liest, dann schick mir doch mal ne Mail auf mein Handy. Vor allem, wenn es Kommentare zu den Live-Bildern sind ;-) ... die kriege ich dann ja auch live auf mein Handy. (Nachtrag: Reise beendet, Handy-Adresse entfernt; bitte an harald at haraldsfotos punkt de mailen.)

 

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©2008 by Harald Bögeholz