15.05., Totale Erschöpfung

Ich habe keine Energie mehr übrig für mein Tagebuch. Nach fünf Stunden Unterricht bin ich fix und fertig, und dann kommt ja noch der Einzelunterricht am Nachmittag. Da ist der Akku schon fast leer; es ist, als hätte ich das Lesen verlernt.

Lesen ist vor allem in der Klasse ein großes Problem. Ich bin einfach zu langsam. Am schlimmsten ist es, wenn ich etwas laut vorlesen muss, dann gerate ich so in Stress, dass es besonders schwierig wird und ich hinterher nicht mal mehr weiß, was ich da gerade vorgelesen habe. Es ist mir so peinlich, die Klasse mit meinem Gestotter aufzuhalten. Ich glaube, ein Teil meines Problems besteht darin, dass ich mich nicht recht entscheiden kann, ob ich mich auf darauf verlasse, dass ich die Kanji erkenne, oder ob ich doch auf die Furigana schaue.

[Kurze Erklärung für diejenigen, die sich noch nicht so intensiv mit dem Japanischen beschäftigt haben: Es wird mit einer Mischung aus Kanji (komplizierte Schriftzeichen chinesischen Ursprungs, man sollte schon so mindestens 2000 davon kennen) und Kana (Hiragana und Katakana, zwei Silbenschriften, zusammen nur weniger als 100 Zeichen) geschrieben. Die Kana kann ich perfekt, da ist die Aussprache klar, aber die Kanji werden verschieden ausgesprochen, je nach Kontext. Deshalb steht in unseren Unterrichtsmaterialen (fast) immer die Aussprache in klein in Hiragana drüber oder drunter, sogenannte Furigana (Lesehilfen).]

Sei es wie es sei, nach dem Abendessen setze ich mich noch zwei Stunden lang hin und lese die heute ausgeteilten Texte immer wieder laut ... wirklich fließend kann ich es immer noch nicht. Danach falle ich erschöpft ins Bett.

 

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©2007 by Harald Bögeholz