16.05., Die Kunst der korrekten Verbeugung

Der Dauerzustand der Erschöpfung hält an. Ich bin schon um kurz nach 8 in der Schule, um in Ruhe mit Internet-Zugang die heutigen Vokabeln zu wiederholen. Zwischendurch schaue ich kurz in mein altes Klassenzimmer, wo seit heute unsere kalligraphischen Kunstwerke aushängen Foto dazu.

Der Vormittag ist anstrengend wie immer; immerhin habe ich beim allmorgendlichen Wiederholungstest inzwischen eine ungefähre Ahnung, worum es geht. Am Nachmittag atme ich auf: Wir üben höfliches Benehmen. Ich erfahre erst später, dass dies auf Anregung von Edwin-san geschieht, aber es ist absolut das Richtige, das hat auch die Lehrerin sofort erkannt. Denn wir haben in den letzten Tagen sehr viel keigo geübt, die besonders formelle, höfliche Sprache. Aber was nützt all die höfliche Sprache, wenn Du Dich schon beim Betreten des Hauses zum Affen machst, weil Du Deinem Gastgeber beim Ausziehen der Schuhe den Hintern entgegenstreckst? Oder bei der Verbeugung Deine Hände an der falschen Stelle hast? Oder die Visitenkarte Deines Gegenübers in die Gesäßtasche steckst?

All das üben wir am Nachmittag: Wie tief man sich in welcher Situation verbeugt, wie man sich überhaupt verbeugt, wie man eine Visitenkarte übergibt, wie man sie annimmt, in welcher Reihenfolge dies geschieht, wenn mehrere Leute aufeinandertreffen und, und, und ... ja, das war eine sehr entspannende, aber gleichzeitig wichtige Lektion. Bei all der geübten Höflichkeit erscheint es mir so unhöflich, Fotos zu machen, dass mir leider keine guten gelingen :-( Foto dazu Foto dazu.

Heute verabschieden wir Iraria-san (wie sie wohl wirklich heißt? Ich habe irgendwie nie gefragt.) aus Italien, mit der üblichen Rede, die sie am Ende vor allen halten muss Foto dazu Foto dazu. Danach Einzelunterricht, und dann schlage ich fieberhaft die 30 neuen Vokabeln für morgen nach und tippe sie in meinen Computer ein. Nach dem Abendessen wiederhole ich noch ein Stündchen lang den heutigen Stoff, lese dann ein Stündchen in meinem neu gekauften Kalligraphie-Buch, um wiederum erschöpft ins Bett zu fallen.

 

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©2007 by Harald Bögeholz