30.04., Business as usual

Nachdem gestern so viel passier ist, läuft der heutige Tag ganz langweilig ab. Wir studieren Lektion 34, was insofern eine Überraschung ist, als letzte Woche von Lektion 35 die Rede war und wir auch dafür die Vokabeln gelernt haben (öhem, hätten lernen sollen). Aber egal, ich hatte das alles eh schon vor zwei Jahren, und der Unterricht bewegt sich wieder hart an der Grenze zur Langeweile.

Ein Lichtblick immerhin: Sugita-sensei passt mich in der Pause ab und drückt mir Stundenplan und Rechnung für meinen Einzelunterricht in die Hand Foto dazu. Drei Extrastunden pro Woche, insgesamt 10 Stunden, macht 37.000 Yen, die ich doch bitte heute noch im Studentenbüro bezahlen soll. Morgen gehts los, ich freue mich – yoshi!, wie der Japaner sagt (das i ist stimmlos).

Nach der Schule unterhalte ich mich mit einem anderen Schüler auf Englisch darüber, dass ich mich ein bisschen unterfordert fühle, und Yoshiguchi-sensei, die ein paar Meter entfernt eine Zigarette raucht, meint, ja, nächste Woche könne ich wohl in eine höhere Klasse. Sie versteht also doch Englisch, ts, und dabei tun die Japanischlehrer (sehr erfolgreich) immer so, als könnten sie nur Japanisch ;-). Im Moment sei die höhere Klasse sehr voll, und ich müsse ja auch erst die Prüfung schreiben. Schon in Ordnung, es ist auch mal ganz entspannend, im Unterricht nicht so total unter Stress zu stehen. Und ich freue mich schon sehr auf den Einzelunterricht.

Den gehe ich jetzt erst einmal bezahlen. Außerdem will man mich im Studentenbüro sprechen, eine Mitarbeiterin interviewt mich, wie es denn in der Gastfamilie sei? Ich schwärme ihr vor (so gut ich auf Japanisch kann), dass ich super zufrieden bin und dass es wirklich nichts gibt, was ich auszusetzen hätte. moshikashitara ... sollte es aber irgendwas geben ... ja, dann melde ich mich bestimmt. Aber ich glaube kaum, dass ich mit meiner Familie noch irgendwelche Schwierigkeiten haben werde, die die Intervention der Schule erfordern.

Den Rest des Nachmittags verbringe ich im Aufenthaltsraum mit der Wiederholung meiner Kanji – ich habe das Gefühl, so viele vergessen zu haben, dass ich mit meinem Buch vor ein paar Tagen einfach wieder von vorne angefangen habe und jetzt etwa bei 300 bin. Die kann ich jetzt aber auch wirklich sicher. Die anderen 1700 auch fast schon bald ganz sicher ;-).

 

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©2007 by Harald Bögeholz