23.04., Backup-Tag

Ich fahre heute mit dem Fahrrad in die Schule, aber als ich dort ankomme, bin ich doch ziemlich geschafft. Das muss ich mir noch schwer überlegen, ob ich mir das jeden Tag antue. Der Unterricht beschäftigt sich heute mit intransitiven Verben, einem Thema, das ich eigentlich längst beherrsche. In der Theorie. So langweilen mich die Grammatik-Erklärungen ein wenig, und ich überlege erneut, ob ich in dieser Klasse richtig aufgehoben bin. Aber wenn es an die praktischen Dialog-Übungen geht, stelle ich leider wieder fest, dass ich halt immer noch nicht wie aus der Pistole geschossen das richtige sagen kann, auch wenn ich es nach einigem Nachdenken durchaus hinkriege. Ob ich doch richtig bin hier? Einen Vorteil hat es: Es ist nicht so mörderisch anstrengend wie beim letzten Mal.

Der Nachmittag in der Schule geht komplett für meine Festplattenprobleme drauf. Ich schaffe es, mit meinem halb kaputten Notebook eine Linux-CD herunterzuladen und zu brennen und davon zu booten. Dann ziehe ich mit dd_rescue ein Image auf die USB-Platte, und nach langem bangen Warten scheint das weitgehend geklappt zu haben, nur 132 KByte waren unlesbar Foto dazu.

Beim Abendessen bin ich mit Mama allein, Nami-san ist noch bei der Arbeit. Wir unterhalten uns ein bisschen über meine Familie und Lebensumstände, und sie beneidet mich darum, dass ich mein Geld ganz für mich alleine ausgeben kann und vor allem darum, dass ich so viel Urlaub habe. Sie würde ja sehr gerne mal nach Europa reisen, aber dafür hat sie weder die Zeit noch das Geld. Ich weiß nicht, wie wir drauf kamen, aber plötzlich meint sie, ich könnte sie ja mit nach Hannover nehmen, als Haushälterin. Sie würde kochen, waschen und meine Gäste in meinem japanischen Zimmer mit Tee bewirten. Irgendwie scheint sie mich zu mögen ;-).

Die Unterhaltung ist zwar etwas mühsam, weil ich doch recht oft Vokabeln nachschlagen muss, aber irgendwie muss ichs ja lernen. Sie erklärt mir wieder geduldig, was ich da alles esse, und ich vergesse es ebenso geduldig sehr schnell wieder. Auch andere Aspekte japanischer Kultur versucht sie mir zu erklären, und so lerne ich die Wörter tenugui – so ein Hand-/Kopf-/Hals-/Universaltuch &ndash und uchiwa – Fächer. Und damit ich die Lektion nicht vergesse, bekomme ich zwei solche Tücher und zwei Fächer geschenkt.

 

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©2007 by Harald Bögeholz