29.09., Auf Goban-Shopping-Tour

Heute ist der Kopf wieder etwas klarer, dafür läuft die Nase ganz mächtig und ich muss andauernd niesen. Immerhin fühle ich mich gut genug, um mich wieder einmal um das Projekt Goban zu kümmern. Mit Hikos Hilfe habe ich im Internet zwei Läden gefunden, die Go-Spielmaterial verkaufen, einer in Shinjuku, einer in Komagome. Ich präge mir genau ein, wo sie sind, und mache mich auf den Weg.

In der U-Bahn nehme ich vorsichtshalber einen weniger stark klimatisierten Wagen. Ja, sowas gibts, und es gehört zu den kleinen Freuden meines Alltags, dass ich das jetzt lesen kann Foto dazu. Schon wenn man auf die Bahn wartet, kann man sich an der richtigen Tür anstellen, denn da steht es auch dran Foto dazu.

Ich finde den Laden in Shinjuku problemlos, kann sogar schon von Weitem das Schild lesen Foto dazu. Der Ladenbesitzer ist sehr freundlich und sichtlich erleichtert, dass er nicht Englisch sprechen muss. Als ich ihm erkläre, was ich suche, holt er für mich zwei schöne Tische aus dem Regal, und ich schieße währenddessen ein Foto vom Laden Foto dazu. Was Steine und Dosen betrifft, scheint er sehr gut sortiert zu sein Foto dazu, wobei man von den Dosen im Regal nur die billigeren sieht, die teureren stehen verpackt in den Regalen.

Mein Favorit ist 4 sun dick und sehr schön gemasert, wie ich finde, wenn auch nicht der allerbesten (und -teuersten) Qualitätsstufe zugehörig Foto dazu. Aber es ist so eine Art Liebe auf den ersten Blick, der Tisch ist deutlich schöner als der, den ich im Nihon-kiin gesehen habe, und billiger: 350.000 Yen. Ich sitze andächtig davor, und der Ladenbesitzer kennt anscheinend schon das Problem: Was kann man nun noch tun, um den Entscheidungsfindungsprozess voranzubringen? Erst dreht er den Tisch für mich und zeigt ihn mir von allen Seiten, dann holt er angemessene Steine und legt einige darauf Foto dazu.

Oder vielleicht doch noch dicker? Er holt mir einen 5 sun dicken Tisch hervor, der bezüglich der Maserung die gleiche Qualitätsstufe hat, natürlich ist der deutlich teurer Foto dazu. Dicker wäre schon schöner, aber an diesem Tisch stört mich doch die ziemlich dunkle Maserung in der Mitte der Spielfläche. Nein, da war der dünnere schöner. Na ja, ich will meine Leser nicht mit meinem Entscheidungsfindungsprozess langweilen. Ich schaue mir noch schöne Steine und Dosen an, vergewissere mich, dass man mit Kreditkarte bezahlen kann, erkundige mich nach dem Versand nach Deutschland und mache mich dann auf, um den nächsten Laden zu besuchen.

Vor dem Laden ist gerade ein Hilfssheriff dabei, Knöllchen an falsch geparkten Fahrrädern zu befestigen Foto dazu. Finanzielle Konsequenzen scheint das aber nicht zu haben, wie auch? Und über die erzieherische Wirkung bin ich mir auch nicht ganz im Klaren. Jedenfalls beobachte ich, wie kurz drauf der Besitzer eines derart verwarnten Fahrrads den Zettel abmacht, ordentlich in den ausschließlich für Dosen gedachten Mülleimer neben dem Getränkeautomaten wirft, sich eine Kippe anzündet und losradelt. Und dabei soll man doch auf der Straße nicht rauchen Foto dazu, ist denn das die Möglichkeit?! Ein Fahrrad legal zu parken, scheint jedenfalls eine in hohem Maße erklärungsbedürftige Angelegenheit zu sein. Ich hatte nicht die Ruhe, dieses Schild zu entziffern, neben dem die Fahrräder nicht verwarnt wurden, aber es steht definitiv ne Menge drauf Foto dazu.

Weiter gehts mit der Yamanote nach Komagome. Überrascht stelle ich fest, dass ich hier ja letztes Jahr schon einmal war, um den Rikugien-Garten zu besichtigen. Damals habe ich gar nicht gemerkt, dass ich an einem Spezialgeschäft für Go- und Shogi-Material vorbeilaufe, dabei ist es doch sogar schon vom Bahnsteig aus zu sehen (wenn man Kanji lesen kann) Foto dazu. Auch hier werde ich freundlich bedient Foto dazu. Der Ladenbesitzer geht ganz selbstverständlich davon aus, dass ich ihn verstehe, und macht nicht wie der andere erst einmal Anstalten, Englisch sprechen zu wollen oder wenigstens etwas Rücksicht zu nehmen und langsam und deutlich zu sprechen. So erzählt er mir zwar eine ganze Menge, aber der Anteil dessen, was ich verstehe, ist deutlich geringer.

Hier sind die Tische günstiger und dicker, aber auch (für meinen Geschmack) von geringerer Qualität. Der erste, den er mir zeigt, hat eine sehr unruhige Maserung und an der Unterseite sogar schon einen Riss Foto dazu. Nein, der kommt nicht in Frage. Der nächste, den er mir zeigt, schon eher. 5 sun dick und ganz ok, aber irgendwie nicht ganz so schön wie der aus dem anderen Laden. Dafür aber billiger.

Insgesamt fühle ich mich hier nicht so gut beraten wie in Shinjuku. Meine Frage nach Steinen wird (sinngemäß) mit "sind da hinten im Regal" beantwortet, und die Steine dort im Regal sind deutlich weniger schön als die in Shinjuku (bei Muschelsteinen kommt es auch auf die Maserung an, auch auf die Anzahl der Linien) Foto dazu. Aber beim Thema Versand nach Deutschland ist er sehr bemüht und ruft extra bei der Post an, um sich zu erkundigen. Und ruft noch einmal an, als ich nach Versicherung frage.

Das reicht mir als Tagespensum erst einmal ... so richtig fit fühle ich mich immer noch nicht. Und ich habe ja Montag noch den Termin im Nihon-kiin, wer weiß, was die da noch für Go-Tische aus dem Hut zaubern.

 

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©2006 by Harald Bögeholz