Die Nächte in Shinjuku sind anstrengend. Nach einem Frühstück kurz
vor 15 Uhr gehe ich rüber in den Garten Shinjukugyouen. Hier muss man
für ein ruhiges Fleckchen 200 Yen Eintritt zahlen, bekommt am
Automaten dafür ein High-Tech-Eintrittskärtchen , das gleich darauf wieder
im nächsten Automaten, nämlich an der Schranke, verschwindet. In
diesem Garten gibt es zwar keine Durchsagen, dass sportliche
Aktivitäten verboten sind, und ich sehe sogar eine Frisbee-Scheibe
fliegen. Als aber ein Päärchen anfängt, Federball zu spielen, kommt
sogleich ein Uniformierter auf dem Fahrrad angeradelt und unterbindet
das. Wo kämen wir denn da auch hin, wenn da jeder ...
Was diese Gruppe wohl zu fotografieren gedenkt? Ich erwische sie
nur von hinten , aber sie tragen Spiegelreflexkameras mit fetten
Objektiven, Fototaschen, Stativ und Reflektor. Könnten trotzdem
Hobby-Fotografen sein, sieht man in Japan viel.
Kurz vor 16.30 kommt dann die Durchsage, dass der Garten jetzt
schließt, und eine Völkerwanderung setzt ein . Kurze Zeit später ist
alles menschenleer , und aus der Ferne brüllt
ein Uniformierter etwas, das ich zwar nicht verstehe, aber doch nicht
missverstehen kann. Die letzte, die der Wächter sehr sehr höflich,
aber doch bestimmt aus dem Garten hinauskomplementiert, ist eine
womöglich schwerhörige, jedenfalls gehbehinderte Oma mit ihrem
Enkel(?) . Es ist mir unbegreiflich,
wie man am Sonntagnachmittag einen Garten, praktisch das einzige
Naherholungsgebiet für den ganzen Stadtteil, zwei Stunden vor
Sonnenuntergang schließen kann, zumal es noch ein kostenpflichtiger
ist. Komische Sitten hier in Japan.
Ich laufe noch ein bisschen in Shinjuku herum und mache mich dann
auf meine lange Heimreise. Kurz vor zu Hause erreicht mich in der Bahn
eine SMS von Chandra, ob wir zusammen essen gehen wollen. Klar, können
wir machen. Ich habe zwar die andere Route genommen, fahre also über
Yamato nach Hause, aber da bleibe ich einfach im Zug sitzen, am
Heimatbahnhof Kibougaoka vorbei weiter nach Yokohama. Dort bleibt mir
noch kurz Zeit, mich über eine Essig-Bar zu wundern, jedenfalls
interpretiere ich die Schriftzeichen so .
Und dann gehts rüber zu Chandras Lieblings-Chinesen, wo wir die
chinesische Variante von Shabushabu essen . Ach, ist das immer eine
Völlerei hier ;-).
Auf dem Rückweg kauft Chandra schnell noch einen
WLAN-Access-Point , natürlich von Apple. Das
finde ich sehr nett, dann müssen wir nicht immer sein einziges
LAN-Kabel zwischen unseren Rechnern umstöpseln. Der Bahnhof von
Yokohama hat anscheinend auch eine halbwegs ansehnliche
Vorderseite . Ich muss am ersten Tag
also zielsicher die Rückseite erwischt haben, wo kein normaler Mensch
rausgeht ;-).
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