14.06., Shabushabu, Karaoke und eine neue U-Bahn-Linie

Heute will ich mich um 16 Uhr mit Hiko in Shinjuku treffen, auf dass wir den Nachmittag miteinander verbringen und abends zusammen Shabushabu essen gehen. Mittags chatten wir noch kurz über MSN und machen einen neuen Treffpunkt aus. Bisher haben wir uns immer vor dem Koban auf der Ostseite des Bahnhofs getroffen, diesmal soll es die Westseite sein. Muss das wirklich sein? Ausgerechnet Shinjuku ist nun wirklich der komplizierteste Bahnhof, den ich in Japan bisher kennengelernt habe. Aber Hiko besteht darauf, schließlich war ich ja oft genug da. Zur Sicherheit zeigt er mir noch den Lageplan und versucht es mir daran zu erklären.

Natürlich klappt es doch nicht ganz: Er ruft um kurz nach 16 Uhr an, wo ich denn bleibe, aber ich stehe doch schon am vereinbarten Ort. Nein? Des Rätsels Lösung: Es gibt zwei Taxi-Stände auf zwei Ebenen übereinander. Ich stehe im Erdgeschoss, er im ersten Untergeschoss. Also nur fast perfekt gefunden. Das hier ist also ab heute unser Treffpunkt Shinjuku West Foto dazu.

Was wollen wir machen? Hmm, keine Ahnung ... Hiko hatte doch erzählt, dass heute die neue U-Bahn-Linie eröffnet wird und das so ein großes Ereignis für die Tokyoter ist. Wollen wir mal fahren? Die Idee gefällt ihm sofort. Die nächste Station ist übrigens auf der Ostseite des Bahnhofs, nur wenige Schritte von dem Ort entfernt, wo wir uns sonst immer treffen. Da hätten wir uns das mit dem neuen Treffpunkt im Westen auch sparen können, aber gut. Jetzt haben wir auf beiden Seiten einen Treffpunkt.

Es ist viel los am Bahnhof Shinjuku sanchoume Foto dazu. Anscheinend wollen viele mal mit der neuen Linie fahren und sich natürlich auch neben dem neuen Schild fotografieren lassen Foto dazu. Fahren wir nach Shibuya, ja? Oh, es gibt sogar Expresszüge auf dieser U-Bahn-Linie, das ist ja aufregend Foto dazu! Na ja, halt Züge, die nicht an jeder Station halten. Unter Sightseeing-Aspekten wäre ein anderer Zug eigentlich besser gewesen, weil wir dann auch die paar Bahnhöfe zwischen Shinjuku und Shibuya hätten besichtigen können. Aber so nehmen wir halt den Express, das ist auch etwas Besonderes anscheinend. Wer hätte das gedacht, dass ich an so einem historischen Ereignis teilnehme :-).

In Shibuya haben sie die neue Station anscheinend unter die bestehenden druntergebaut; laut Plan sind wir im fünften Untergeschoss Foto dazu. Komisch: Hier gibt es mitten in der Station offenbar ungenutzte Gleise Foto dazu. Was es damit wohl auf sich hat? Hiko erklärt mir, dass die Linie noch weiter verlängert werden soll. Dafür scheinen das schon die Vorbereitungen zu sein. Jetzt ist sie natürlich eine schöne Attraktion, die Brücke, von der aus man in den Tunnel schauen kann Foto dazu. Später können Züge also geradeaus durch diese Station durchrauschen oder eben links oder rechts ausscheren auf die Bahnsteige.

Ob ich jetzt Lust auf Karaoke habe Foto dazu? Ach, warum nicht? In Wirklichkeit bin ich immer noch ein bisschen schüchtern diesbezüglich, aber es ist ja nicht das erste Mal. Es ist aber gerade alles voll, und Hiko trägt sich in eine Warteliste ein Foto dazu.

Wir gehen ein bisschen im Stadtteil spazieren und beschließen dann, Karaoke doch sausen zu lassen und uns zu Fuß in Richtung Shinjuku auf den Weg zu machen. Hiko meint, das mit der Warteliste sei kein Problem. Es ist schon fast 18 Uhr, und bis wir dort ankommen, werden wir genau im richtigen Maße hungrig sein.

In West-Shinjuku, dem Stadtteil mit den vielen Wolkenkratzern, fällt mir ein Schild auf, auf dem steht kostenlose Aussicht. Hiko lobt mich, dass ich die Kanji lesen kann, ach, danke, ab und zu findet auch ein blinder Deutscher mal ... wollen wir rauffahren? Na klar. Leider gibt es nur Fenster in eine einzige Richtung, und die Sonne ist gerade wenig spektakulär untergegangen. Aber trotzdem eine nette Aussicht Foto dazu. Wenn man weiß, wo man hinschauen muss, kann man auch die Baustelle für den neuen Bahnhofsvorplatz sehen Foto dazu.

Shabushabu in unserem Lieblingsrestaurant Foto dazu macht mal wieder großen Spaß und ist sehr lecker Foto dazu. Es gibt tabenomihoudai, essen und trinken zum Pauschalpreis. Wir schlagen uns so richtig den Bauch voll und trinken so manches Bier, bis der Kellner unerwarteterweise was von rasutu oodaa sagt. Wie, last order? Es ist doch noch nicht einmal 9! Anscheinend haben sie hier mittlerweile doch ein Zeitlimit für ihr tabenomihoudai, wie es anderswo auch üblich ist. Satt sind wir inzwischen bis zum Platzen, aber nachdem wir unsere letzte Bestellung vertilgt haben, hätte ich eigentlich doch gerne noch ein Bierchen. Die Kellnerin bedeutet mir mit bedauerndem Gesicht, dass unsere last order vorbei sei. Und wenn ich es separat bezahle? Na dann ist es natürlich kein Problem. Hiko lobt mein Japanisch, obwohl nun wirklich nicht so viel dabei ist, diese paar Brocken zu sagen. Ein Bier zu bestellen habe ich eigentlich noch immer in jedem Land und in jeder Sprache irgendwie geschafft :-).

Als Abschluss des Shabushabu gibt es noch Nudeln, die kurz in der Suppe gekocht werden, in der wir auch alles andere gegart haben. Das macht die freundliche Kellnerin im Kimono für uns Foto dazu und legt die Nudeln anschließend formvollendet gerade in ein Schüsselchen Foto dazu. Jetzt geht nun wirklich gar nichts mehr in meinen Magen!

Als wir so durch das nächtliche Shinjuku laufen Foto dazu, entdeckt Hiko noch ein anderes Hochhaus mit kostenloser Aussicht, und wir fahren rauf. Ohne Stativ ist leider an ein vernünftiges Foto nicht zu denken, aber ein eher impressionistisches Bild ist mir gelungen Foto dazu.

Karaoke jetzt? Von mir aus. Aber wir müssen uns wieder in eine Warteliste eintragen und gehen so lange gegenüber in die nächste Kneipe. Zu meinem Erstaunen bestellt Hiko noch etwas zu essen, wo er das nur alles hinpackt? Noch mehr Essen, noch mehr Bier ... erst anderthalb Stunden nach der vereinbarten Zeit gehen wir zum Karaoke, und jetzt ist ein Zimmerchen frei. Im fünften Stock mit Aussicht (keine vernünftigen Bilder mehr, nur noch von der Handy-Knipse im Live-Foto-Log, z.B. hier). Ob dies wohl der Karaoke-Laden ist, wo die eine Szene aus Lost in Translation gedreht worden ist? Es kommt mir fast so vor, die Atmosphäre ist jedenfalls ganz genau so.

Es macht mir wieder einmal großen Spaß, und wir singen bis nachts um 2. Dann sind natürlich definitiv all U-Bahn-Stationen und Bahnhöfe in Tokyo verrammelt, und man muss sehen, wo man die Nacht über bleibt ...

 

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©2008 by Harald Bögeholz