06.06., Yokohama

Nachdem ich den Vormittag am Computer verdaddelt habe, will ich mich heute mal ans Sightseeing machen und Yokohama besichtigen. Bin ja schließlich nicht zum Vergnügen hier ;-). Ich besorge mir an der Touristen-Information einen Stadtplan und beschließe, den Bereich östlich des Bahnhofs zu erkunden, einen Stadtteil namens Minato Mirai 21. Da steht die amtliche Sehenswürdigkeit der Stadt, der Landmark Tower, auf den man hochfahren und die Aussicht genießen kann. Heute ist das Wetter ganz passabel; etwas dunstig zwar, aber im Prinzip sonnig.

Der Anblick, der sich einem bietet, wenn man den Ostausgang des Bahnhofs nimmt, ist ausgesprochen trostlos Foto dazu. Wahrscheinlich kommen auch nur Touristen auf die Idee, hier rauszugehen. Man kann nämlich auch unterirdisch weiter und kommt durch eine Einkaufspassage anscheinend direkt in das Kaufhaus auf der anderen Seite. Aber Kaufhäuser interessieren mich nicht besonders, ich will ja die Stadt besichtigen.

Es ist gar nicht einfach, in den gewünschten Stadtteil zu gelangen. Ich irre in diesem Einkaufszentrum namens Bay Quarter rum, in dem es anscheinend nur Rolltreppen gibt, die nach oben fahren, aber weder Treppen noch Rolltreppen nach unten. Ich kann die Brücke sehen, über die ich rüber muss Foto dazu, brauche aber recht lange, um endlich einen Weg dorthin zu finden. Man soll wohl nicht zu Fuß nach Minato Mirai, sondern U-Bahn fahren.

Die Hochhäuser sehen ja an sich gar nicht so schlimm aus. Und es ist alles blitzsauber. Aber die armen Kinder, die da wohnen und aufwachsen müssen. Die im Stadtplan als Takashima Central Park ausgewiesene Fläche ist zu mehr als der Hälfte asphaltiert Foto dazu. Der Rest ist eine Grünfläche mit Kinderspielplatz. Ich habe nie einen saubereren, ordentlicheren Kinderspielplatz gesehen Foto dazu. Die ganze Wiese ist mit Gummimatten ausgelegt, durch die hindurch das Gras wächst, sodass die Kinder garantiert weich fallen Foto dazu. Auf Schildern steht, was alles im Interesse einer harmonischen Nutzung des Spielplatzes verboten ist Foto dazu Foto dazu (frei laufende Hunde, Skateboards und andere gefährliche Sachen).

Ein paar Schritte weiter vergewissere ich mich, dass es sich bei den drei Türmen wirklich um Wohnhäuser handelt. Plank polierte Lobbies, kein Krümel auf dem Boden, zwischen den Eingängen ein einsamer Convenience Store Foto dazu. Beklemmend.

Eine Messe- oder Ausstellungshalle, wie ausgestorben Foto dazu. Eine Frau spielt auf einsamer Holzterrasse mit ihrem Hund Foto dazu. Ein weiterer Hund wird Gassi geführt, auf kleinen Kacheln in Schwimmbad-Optik Foto dazu. Dann endlich der Park, auf den ich die ganze Zeit zusteuere. Immerhin ein bisschen Grün Foto dazu. Aber dann gleich wieder neo-japanische Beton-Ästhetik Foto dazu. Ob der Japaner, der da auf den Stufen sitzt, den Anblick wohl genießt?

Der Eingangsbereich des Intercontinental Hotel ebenfalls ein Traum in Asphalt und Granit Foto dazu, der Platz davor im Gegenlicht fast surreal Foto dazu. Ich hoffe sehr, Yokohama hat auch irgendwo seine schönen Seiten. Ich kann sie heute jedoch nicht finden (weitere Fotos einfach in der Bildgalerie durchklicken).

Jetzt schaue ich mir das eben Besichtigte jedenfalls erst einmal von oben an, vom Landmark Tower aus Foto dazu. Wenn ich die freundliche Dame im Aufzug richtig verstanden habe, ist das der schnellste Aufzug der Welt; jedenfalls bringt er mich in 48 Sekunden in den 69. Stock des 296 m hohen Gebäudes. Die Japaner lieben Superlative.

Abends fahre ich schnell nach Tokyo rüber, um mich mit Chandra zum Abendessen zu treffen. Zurück zu Hause übt sich Chandra noch ein bisschen im Kalligraphieren Foto dazu – schließlich haben wir morgen Unterricht. Ich daddle währenddessen an meinem Computer rum und freue mich schon auf morgen. Ob ich wohl diesmal über die vier grundlegenden Striche hinauskomme?

 

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©2008 by Harald Bögeholz