17.05., chanbara

Das Niveau des Unterrichts ist heute unverändert hoch. Das Thema des Tages sind kokusaikekkon – Ehen zwischen Partnern aus unterschiedlichen Ländern. Das bedeutet eine Menge anspruchsvolles Vokabular, das man nicht unbedingt alle Tage benutzt, und als wir uns zum Aufwärmen etwas darüber unterhalten sollen, finde ich das schon inhaltlich schwierig; da gibt es Aspekte, die ich auch auf Deutsch nicht einfach finde.

Zwischendruch gibts die Ergebnisse der letzten beiden allmorgendlichen Wiederholungstests zurück – puh, doch kein völliger Aussetzer mehr dabei, wenn auch der einstige Musterschüler jetzt ganz schön kämpfen muss und nicht mehr auf alles eine Antwort weiß Foto dazu.

Der Schock kommt in Form eines DIN-A3-Blattes voller Text, das wir jetzt lesen sollen Foto dazu. Lesen fällt mir immer noch sehr schwer. Selbst wenn ich alle Vokabeln kenne, kann bei mir eher von entziffern also von lesen die Rede sein, und laut vor der Klasse vorzulesen, das Gestotter ist mir ziemlich peinlich. Die Panik legt sich aber, als ich bemerke, dass erstens nicht alle anderen schneller sind als ich (man sieht ja, wann jemand auf die nächste Seite wechselt) und man uns zweitens ausreichend Zeit lässt. So sitzt die Klasse dann fast eine halbe Stunde lang schweigend da und macht sich mit den Texten vertraut, und anschließend gelingt es doch halbwegs problemlos, sich darüber zu unterhalten.

Am Nachmittag steht chanbara auf dem Programm. Als das vor ein paar Tagen angekündigt wurde, habe ich nicht so wirklich genau kapiert, was das sein soll, mich aber mal angemeldet. Was immer es an Erkenntnissen über die japanische Kultur bringt, will ich gerne mitnehmen, und Einzelunterricht habe ich heute auch keinen.

Zuerst schauen wir ein Video Foto dazu, indem es irgendwie um Sitten und Gebräuche im Mai geht (kodomo no hi, den Tag der Kinder, Karpfenwimpel, das Ausstellen eines Samurai-Helmes und dergleichen), von dem ich aber nur einen Bruchteile kapiere und dessen Zusammenhang mit dem, was nun kommt, sich mir nicht so recht erschließen will.

Jedenfalls pilgern alle in den großen Aufenthaltsraum hinunter, in dem die Tische beiseite geräumt sind, sodass in der Mitte Platz für die Kampfhandlungen ist. Jeder bekommt einen papierenen Luftballon Foto dazu, den er aufpustet und sich auf die Schulter pappt, und mit Schwertern aus zusammengerolltem Zeitungspapier treten wir paarweise gegeneinander an und versuchen, den Ballon des anderen kaputtzuhauen. Zwei der Lehrerinnen demonstrieren das Ganze Foto dazu, und anschließend lassen sie jeweils ungefähr gleich große Gegner gegeneinander antreten im K.o.-System.

Nach einem wirklich zähen Kampf überstehe ich die erste Runde, um dann in der zweiten Runde besiegt zu werden. Was mir das nun über die japanische Kultur beigebracht hat, sei dahingestellt, ganz schön schweißtreibend war es allemal. Und eine nette Abwechslung bei all dem Lernstress.

 

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©2007 by Harald Bögeholz