12.05., Kurztrip nach Nagoya

Sei es der Alkohol, die allgemeine Erschöpfung oder beides, ich schlafe jedenfalls bis fast 14 Uhr. Die Familie ist ausgeflogen, und ich beschließe über einer Schüssel Instant-Nudelsuppe, nach Nagoya zu fahren. Ich will die Utensilien fürs Kalligraphieren kaufen (Pinsel, Tinte, Tintenstein, Papier ...), außerdem Japanisch-Lehrbücher, von denen ich mir nicht so sicher bin, ob man sie in Deutschland kriegt.

Es dauert mit dem Bummelzug 42 Minuten bis nach Nagoya, sodass ich erst um kurz vor 4 dort ankomme. Nach einem kurzen Ausflug in die Umgebung fahre ich dann mit einigen Navigationsproblemen in einem der Türme im Bahnhofsgebäude in den 51. Stock in der Hoffnung, dort die Aussicht genießen zu können. Könnte man auch, aber nur beim Friseur oder im Cafe du Ciel, vor dem leider bereits etliche Leute Schlange sitzen Foto dazu.

Die unteren zwölf Stockwerke des Turms sind ein Kaufhaus namens Takeshimaya, und ehe ich michs versehe, habe ich den ganzen Nachmittag, also die restlichen zwei Stunden, dort verbummelt. Immerhin habe ich mein Schreibzeug gefunden Foto dazu, die Bücher die ich gesucht habe, waren aber in der Buchabteilung nicht aufzutreiben. Da muss ich mich nochmal erkundigen, es soll in Nagoya eine größere Buchhandlung geben.

Weiter als bis zum Bahnhof habe ich es heute also nicht geschafft, aber egal. Ich laufe noch kurz ein Viertelstündchen draußen rum, dann gehts wieder in Richtung Bahnhof. Eigentlich wollte ich um 19 Uhr zu Hause sein, weil es da normalerweise Abendessen gibt. Aber das ist so gut wie nicht mehr zu schaffen. Oder doch? Spontan beschließe ich, den Shinkansen zu nehmen. Ist zwar ein teurer Luxus (1300 Yen statt normal 460), aber man gönnt sich ja sonst nichts. Und wozu wohne ich schließlich direkt neben einem Shinkansen-Bahnhof? Mit dem Shinkansen bin ich in 10 Minuten zu Hause, also viermal so schnell für weniger als den dreifachen Preis :-).

Die Eile hat sich allerdings insofern nicht gelohnt, als wir nicht gemeinsam essen. Mama bereitet mir zwar ein Abendessen zu, aber ich esse alleine. Wie ich später merke, isst die Familie zwei Stunden später. Mama hatte vorhin etwas gesagt, das ich so verstanden hatte als hätten sie erst spät zu Mittag gegessen und würden erst später abendessen wollen. Seufz. Jetzt muss ich nur noch lernen, meinem Japanisch zu vertrauen und in solch einem Fall zu sagen, dass ich gerne auf die restliche Familie warte.

 

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©2007 by Harald Bögeholz