10.05., Prüfungsergebnisse

Ich bin nun doch ziemlich gespannt, wie gut ich bei der gestrigen Prüfung nun abgeschnitten habe, insbesondere darauf, wie sie die mündlichen Leistungen wohl bewertet haben. Doch sie spannen uns noch etwas auf die Folter; die Ergebnisse sollen wir erst am Nachmittag erfahre. Vormittags gibts erst noch so eine Art Konjunktiv (ach hätte ich doch gestern nicht so viel getrunken), dann die verhasste Stunde über Sprichwörter, die ich schon vor zwei Jahren nicht gemocht habe, und in der dritten Stunde eine Hörübung.

Nach dem Essen ist es dann soweit: Wir bekommen unsere Prüfungsergebnisse. Erleichterte Gesichter rundum Foto dazu; vor allem Pavel, der sich große Sorgen gemacht hat, ist froh, doch ganz gut abgeschnitten zu haben. Ich konnte nicht ganz alle Ergebnisse der anderen sehen, aber ich glaube, mit 100 von 105 Punkten schriftlich dürfte ich am oberen Ende der Skala liegen Foto dazu. Zu meiner großen Überraschung habe ich mündlich als einziger in der Klasse die volle Punktzahl bekommen; womit ich das nur verdient habe?

Wir sprechen die ganze Stunde lang detailliert die Aufgaben durch, was naturgemäß nicht allzu viele Überraschungen birgt, denn ich hatte ja so gut wie alles richtig. Und die Hälfte meiner Fehler waren noch schlichte Verschreiber (mal an einem Schriftzeichen die Tüpfelchen vergessen, mal aus Versehen zwei Zeichen doppelt geschrieben ... was halt so passieren kann, wenn man das Schreiben von Hand nicht so wirklich gewohnt ist).

Die letzte Stunde ist nur noch ein Lückenfüller; wir schnuppern in die Schreibweise der Kanji hinein, was mir nun nach über einem Jahr intensiven Kanji-Studiums absolut überhaupt nichts bringt. Und für die anderen dürfte die Lektion auch nur von zweifelhaftem Wert sein. Aber gut, es ist ja nur eine Stunde.

Nach der Schule verbringe ich die Zeit im aufenthaltsraum und will eigentlich meine Kanji wiederholen, aber irgendwie kann ich mich nicht recht konzentrieren. Draußen geht ein Wolkenbruch nieder, sodass es aber auch nicht recht in Frage kommt, irgendwo hinzugehen. So daddle ich halt ein bisschen im Internet herum.

Irgendwie werde ich den Nachmittag über immer unzufriedener. Von meinen Kanji habe ich für meinen Geschmack viel zu viele wieder vergessen, aber fürs Wiederholen fehlt irgendwie die Konzentration. Und ich weiß immer noch nichts über mein weiteres Schicksal: Komme ich nun in eine höhere Klasse oder nicht? Gesagt hat man mir nichts. Ob ich mal fragen gehe?

Gerade als ich mich so gräme, kommt Yoshiguchi-sensei (meine Klassenlehrerin) in den Raum, um sich einen Kaffee zu ziehen, sieht mich und spricht mich an: Ich habe ja sehr gut abgeschnitten und sei nur noch zwei Wochen da, ob ich mir zutrauen würde, in die höchste Klasse zu gehen? Ja sicher, darauf warte ich doch schon die ganze Zeit! Na gut, also dann ab morgen. Ich soll kurz warten, während sie mir noch einen Zettel mit dem Vokabular für morgen kopiert.

Au Backe! 60 Vokabeln, die ich alle noch nicht kenne, mit lauter komplizierten Kanji und vor allem nur die nackten Wörter ohne Übersetzung. Ich muss sie also alle auch noch selbst nachschlagen. Das fängt ja gut an. Ein wenig mulmig ist mir schon zumute auf einmal, aber ich kann jetzt keinen Rückzieher machen. Vorbei sind die ruhigen Zeiten, in denen ich entspannt in den Unterricht gehen konnte, ohne vorher Vokabeln zu pauken. Aber da muss ich jetzt durch, ich habe es ja so gewollt.

Beim Abendessen läuft wie üblich der Fernseher, doch zusätzlich kommt aus einer anderen Ecke der Klang eines Glockenspiels. Ich brauche eine Weile, um zu kapieren, dass das Gebimmel von CD kommt – auf dem Fensterbrett steht ein kleiner CD-Spieler. Also mein Geschmack ist das nicht. Für sich alleine wäre es ja noch zu ertragen, aber zusammen mit dem Fernsehton ist es schlicht akustische Umweltverschmutzung (in meinen Ohren). Mama und Nami gefällt es aber anscheinend, und den ebenfalls anwesenden Kyoutaro scheint es zumindest nicht zu stören.

Abends heißt es weiter Vokabeln nachschlagen Foto dazu. Wie schmerzlich ich doch das Internet vermisse! Mein elektronisches Wörterbuch ist leider nicht so gut wie wadoku.de, das freie Japanisch-Deutsche Online-Wörterbuch, das ich sonst andauernd benutze. Wenn ich online bin, kann ich alles gleich in die Vokabeldatei auf meinem Server aufnehmen, der es automatisch mit meinen Kanji-Lernseiten verlinkt. Ob ich mir für die letzten zwei Wochen noch einen lokalen Webserver installiere und den ganzen Kram aus dem Internet wieder auf mein Notebook transportiere? Aber das Wichtigste, nämlich das Wörterbuch, habe ich dann immer noch nicht offline. Ich werde die Zeit am WLAN der Schule wohl effizienter nutzen müssen. Mein Hotspot unter Palmen ist jedenfalls definitiv nicht die richtige Umgebung, um japanische Vokabeldatenbanken zu pflegen.

 

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©2007 by Harald Bögeholz