06.05., Eine Postkarte auf Japanisch

Als wir gegen Mittag frühstücken gehen Foto dazu, regnet es in Strömen. Hiko will gerne nach Hause, und bei Regen macht Tokyo nicht wirklich Spaß, daher schwinge auch ich mich in den nächsten Shinkansen und mache mich auf den Heimweg.

Der Shinkansen ist übrigens auch frei konfigurierbar. Wenn man das kleine Pedal unten an einer Sitzbank tritt Foto dazu, kann man sie um eine senkrecht verlaufende Achse um 180 Grad drehen. War das verständlich? Mehrere Leute haben mich nämlich gefragt, wie das Umklappen der Sitze im Nahverkehrszug funktioniert, das ich neulich beschrieben habe. Ich dachte, das wäre klar gewesen. Vielleicht nochmal zur Verdeutlichung: Dort sind die Rückenlehnen beidseitig gepolstert. Man stelle sich vor, man sitzt (alleine) auf so einer Bank. Dann steht man auf, zieht die gesamte Lehne zu sich her, geht um die Bank rum und kann sich auf der anderen Seite wieder hinsetzen. Erklärt das die Mechanik hinreichend? Beim Shinkansen muss man die Bank aber drehen.

Zu Hause wartet Post auf mich: Die Leute, mit denen wir letztes Wochenende in Gamagori waren, haben Erinnerungsfotos geschickt Foto dazu. Wirklich sehr freundlich. Die Adresse auf dem Umschlag ist sehr ordentlich geschrieben Foto dazu, sodass ich sie sogar lesen kann (hüstel, ich übertreibe mal wieder maßlos, sagen wir zweifelsfrei als meine derzeitige Adresse wiedererkennen, Ortsnamen sind ein extrem schwieriges Kapitel für sich). Aber die beiliegende (eigentlich an meine Gastmutter gerichtete) Postkarte ist mir ein Tuch mit sieben Siegeln Foto dazu. Da kann ich nur unter größten Mühen einige wenige Zeichen entziffern. Wenn Mama sie mir vorliest, habe ich so eine Ahnung, dass das da tatsächlich stehen könnte, aber mit Lesen hat das wenig zu tun. So rückt das Ziel, Japanisch zu verstehen, immer noch weiter weg, je näher man ihm kommt. Nun kann ich doch schon einen ganzen Haufen Kanji lesen, aber Handschrift – oh weh. Also noch ein paar Jahre studieren.

Abends treffe ich Nami-san, zeige ihr meine Fotos und lasse mir von ihr auch noch einmal beim Entziffern der Postkarte helfen. Sie meint, oh, das ist ja eine sehr schöne Handschrift. Ach ja? Ach, ach! Ich werde wohl auch mein Empfinden für die Ästhetik japanischer Schriftzeichen noch nachschulen müssen. Jedenfalls habe ich mit ihrer Hilfe den Text der Postkarte nun abgetippt und habe ihn als Datei vorliegen, die ich jetzt Zeichen für Zeichen in Ruhe interpretieren und mit dem handschriftlichen Exemplar vergleichen kann.

Ein Beispiel gefällig? Was ich ohne die Hilfe meiner Gastgeberinnen im Traum nicht erkannt hätte, sie aber schwören, da zu lesen, ist das Wort fuukei (Landschaft, Aussicht):

HandschriftDruckschrift
 

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©2007 by Harald Bögeholz