02.05., Laut Wetterbericht wird es schön

Auch heute morgen regnet es, aber als ich aufbreche, nur noch ein kleines bisschen, sodass ich wieder ohne Schirm losziehe. Heute Nachmittag wird es sowieso wieder schön, sagt der Wetterbericht.

Womit ich gleich beim Inhalt des heutigen Sprachunterrichts wäre: Eine Form, mit der man Informationen weitergibt, die man von jemand anderem gehört hat, beispielsweise im Fernsehen, im Radio oder auch aus der Zeitung. Vertrackterweise ist sie fast identisch mit der gestern studierten, die ausdrückt, dass etwas aufgrund meiner Sinneswahrnehmung den Anschein hat. oishisoudesu: der Kuchen sieht lecker aus, oishiisoudesu: laut xy ist der Kuchen lecker. Und dann gibts auch noch oishiiyoudesu: Der Kuchen ist wohl lecker (wie ich nicht aus dem Anblick des Kuchens, sondern beispielsweise aus der Tatsache schließe, dass viele Leute Schlange stehen, um ihn zu kaufen). Auch diese in der Theorie verstandenen Formen werden noch viel Übung erfordern, bis sie mir in der Praxis von alleine korrekt über die Lippen kommen – wenn das denn je der Fall ist.

Die Lehrerin peppt den Unterricht nach besten Kräften mit praktischen Übungen auf (was ist wohl in dem Beutel drin? Foto dazu Foto dazu Foto dazu), aber der Tag verläuft sehr zäh ... den anderen fallen die Formen noch ein bisschen schwerer als mir, der ich sie ja alle vor zwei Jahren schon einmal gelernt habe. Ich bin gespannt auf meinen Einzelunterricht.

Zum Mittagessen treffe ich mich wieder mit Jonas; es ist ganz angenehm, zwischendurch zur Entspannung mal etwas Deutsch zu sprechen. Wir gehen rüber in das kleine Cafe und essen gyuudon, eine Schüssel Reis mit etwas Rindfleisch, Zwiebeln und einem Ei Foto dazu. Die drei Frauen, die den Laden betreiben, müssen immer ganz schön wirbeln, um in der Mittagspause die ganzen hungrigen Mäuler aus der Schule zu stopfen Foto dazu.

In meiner Privatstunde eröffnet mir Kawashima-sensei, dass er es für gut hält, wenn wir die Grammatik wiederholen, die nächste Woche in der Prüfung drankommen wird. Eigentlich hatten wir besprochen, dass wir an Hand eines Buches, das er mir gestern gezeigt hat, Dialogübungen machen, aber so ist es mir auch sehr recht. Er hat ein Bilderbuch dabei, das Zeichnungen verschiedener Situationen zeigt, und ich muss immer beschreiben, was auf dem Bild zu sehen muss. Und so rasen wir in 45 Minuten durch 10 Kapitel Grammatik: Transitive und intransitive Verben (der Kalender hängt da vs. jemand hat den Kalender da hingehängt), ein Zustand wurde erreicht (endlich habe ich lesen gelernt), und, und, und, bis hin zu den gefürchteten Kausativformen (die Mutter lässt ihre Tochter beim Abwasch helfen). Ich muss sagen, diese Stunde war sehr aufbauend für mein Selbstwertgefühl. Denn ich habe so gut wie alles perfekt gekonnt. Nur zwei Kapitel fehlen noch: keigo, die besonders höfliche, ehrerbietige Sprache. Wir vereinbaren, dass ich die über die Feiertage studiere und wir sie dann am Dienstag üben. Dann sollte ich wirklich komplett alles wissen, was in Minna no Nihongo II steht, und die Prüfung kann kommen.

Da wir ab morgen fünf Tage frei haben, beschließe ich, den Abend in der Campus-Bar zu verbringen und mit den Leuten ein paar Bierchen zu trinken. Ich rufe Mama an, dass ich nicht zum Abendessen komme, und lerne noch zwei Stunden lang Kanji, bevor ich den Abend dann ausklingen lasse.

 

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©2007 by Harald Bögeholz