Ich wache pünktlich um 4 Uhr auf wie jedes Mal, wenn ich nach Japan
reise. Eine halbe Stunde lang versuche ich noch, weiterzuschlafen,
dann gebe ich es auf. So bleibt Zeit, die erste Tagebuchseite zu
schreiben. Zum Frühstück gehe ich ins bewährte Denny's und gönne mir
wieder das große japanische Frühstück mit gegrilltem Lachs .
Anschließend eine kleine Besichtigungstour. Die Wellblechhütte der
Schule ist hässlich wie eh und je, nur die Parkplätze haben sie
anscheinend erneuert . Aber ansonsten ist die
Umgebung wie gestern schon erwähnt eine Großbaustelle, praktisch das
ganze Viertel zwischen Schule und Bahnhof haben sie abgerissen,
einschließlich der Straße, in der der Go-Salon war . Ob es wohl jetzt in der
Nähe überhaupt noch einen Go-Salon gibt?
Nach meiner kleinen Fototour verbringe ich den ganzen Tag mit
Lernen in der Aoi Hall, gehe im Schnelldurchlauf noch einmal das ganze
Buch Minna no Nihongo II durch. Ich habe eigentlich den Ehrgeiz,
ein neues Buch zu bekommen, aber andererseits doch noch nicht das
Gefühl, diese ganze Grammatik wirklich zu beherrschen.
Obwohl der Aushang im Studentenwohnheim was anderes behauptet, hat
die Campus-Bar zu meiner Überraschung geöffnet. Ab 18 Uhr gehe ich
daher rüber und belohne mich fürs eifrige Lernen erst mal mit einem
Bierchen. Während die Bar letztes Mal eine weitgehend Japanisch-freie
Zone war, wo man sich erholen und Englisch sprechen konnte, ist der
Barkeeper diesmal ein Japaner, der nur wenig Englisch spricht. Und
noch etwas ist japanischer geworden: Um die Auswahl zu erleichtern,
stehen die verschiedenen Biersorten und -größen als Plastikattrappen
im Regal . Immerhin, für ein
bisschen Smalltalk reicht mein Japanisch schon, was natürlich auch
daran liegt, dass der Barkeeper Ausländer gewohnt ist und
rücksichtsvoll langsam spricht.
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