So aufregend wie beim ersten Mal ist es natürlich nicht mehr, wenn ich nach Japan fliege ... immerhin ist dies schon meine fünfte Reise dorthin. Habe wieder bei Air France gebucht, aber die Maschine, die mich von Paris CDG direkt nach Nagoya fliegt, ist von Japan Airline. Halb leer, nicht zu eng und mit sehr freundlichem Service. Vor allem die japanischen Flugbegleiterinnen strahlen einen überrascht an und sind besonders nett, wenn man sie auf Japanisch um ein weiteres Fläschchen Rotwein bittet :-). Aber obwohl die Bedingungen eigentlich (im Rahmen der Economy Class) optimal sind, kann ich nur etwa drei Stunden lang schlafen. Der vor einigen Jahren neu eröffnete Flughafen Man merkt gleich, dass man in Japan gelandet ist. Als der Vogel an seine Parkposition rollt, stehen dort etwa 20 Leute bereit, vermutlich Reinigungskräfte. Das Japanische daran: Sie tragen alle dieselbe Uniform, sind ordentlich in zwei Reihen angetreten und verbeugen sich gemeinsam vor dem Flugzeug, als der Pilot die Motoren abschaltet. (Die Foto-Berichterstattung beginnt leider erst später – es ist mir zu mühsam, die Kamera aus dem Handgepäck zu fummeln.) Meinen Weg durch Einwanderung und Zoll kann ich diesmal mit meinen Japanischkenntnissen bestreiten – na ja, so viel muss man da ja auch nicht reden. Immerhin kann ich beantworten, was ich in Japan will, wo die Sprachschule ist, das wievielte Mal ich schon nach Japan komme und was ich in meinem Gepäck habe. Und muss es diesmal auch nicht aufmachen. Die Halteststelle für den Bus nach Okazaki ist dank guter Beschilderung nicht schwer zu finden ; außerdem war ich ja schon vor zwei Jahren schon mal hier, damals in Begleitung eines Mitarbeiters der Schule. Eine Uniformierte passt auf den so gut wie menschenleeren Bussteig auf, während ich mir am Automaten meine Fahrkarte ziehe. Wenig später kommt noch ein älteres japanisches Ehepaar zum Automaten, und sogleich eilt die Uniformierte und noch ein weiterer Helfer herbei, um beim Lösen der Fahrkarte zu helfen. Der andere Helfer trägt eine wichtige Armbinde, die ihn als borantia (von englisch volunteer) ausweist; Beschäftigungstherapie für alte Männer. Als zwei Minuten vor Abfahrt des Busses noch ein Ausländer an die Haltestelle kommt, ist das Fahrkartenlöseunterstützungsteam in heller Aufregung: Kurze Verhandlung mit dem Busfahrer, ob die Zeit wohl noch für das Lösen einer Fahrkarte reichen könnte, nein, besser nicht, dann scheuchen sie ihn in den Bus. Zwei jüngere Japaner kommen auf den letzten Drücker und steigen ganz entspannt ein – denn sie wissen, dass man auch einfach nach der Fahrt beim Fahrer bezahlen kann und gar keine Fahrkarte zu kaufen braucht. Das wusste ich übrigens auch, aber ich hatte ja genug Zeit, mich mit dem Automaten zu vergnügen. Das Fahrgeld (oder natürlich die vorher gekaufte Fahrkarte) muss man übrigens pasend beim Fahrer einwerfen; der Fahrer selbst gibt kein Geld heraus beziehungsweise rührt Geld überhaupt nicht an. Und damit man es auch garantiert passend hat, gibts im Bus außerdem einen Wechselautomaten, der einen 1000-Yen-Schein in 100er Münzen zerkleinert. Die Fahrt nach Okazaki dauert eine Stunde und führt über gut ausgebaute, mautpflichtige Autobahnen, wobei ich mich im Stillen wundere, wie sich dieser Bus finanziert: An einer der Mautstationen sah ich z.B. einen Preis von 1500 Yen aufblitzen (1700 habe ich für meine Fahrkarte bezahlt und außer mir sind nur noch 5, 6 Leute im Bus). (Aktueller Wechselkurs übrigens: 1 Euro = 161 Yen, also deutlich günstiger als bei meinen vergangenen Reisen.) Rund um den Bahnhof von Okazaki hat sich alles komplett verändert
– im Wesentlichen ist alles, was ich kenne, abgerissen und durch
eine Großbaustelle ersetzt. (Die Müdigkeit steckt mir so in den
Knochen, dass ich das Fotografieren vergesse.) Nach einem Anruf bei
der Schule holt man mich ab und eröffnet mir dann, dass ich erst
übermorgen zu meiner Gastfamilie darf. Die ersten beiden Nächte soll
ich im Studentenwohnheim verbringen. Auch nicht schlecht, da kenne ich
mich ja schon aus, kann mich in Ruhe akklimatisieren und muss die
erste Begegnung mit der Gastfamilie nicht in meinem hundemüden Zustand
absolvieren . Endlich hängt wieder
alles voller Schilder, die einem die wichtigsten Verhaltensregeln in
Erinnerung bringen . Cool daran finde ich vor
allem, dass die besonders eindringlichen handschriftlichen Ermahnungen
natürlich nur auf Japanisch sind ... dürfte also sehr auf den
Kenntnisstand der Leute ankommen, ob sie das überhaupt lesen können.
Ach ja, und der Kracher: |
(Gästebuch außer Betrieb) Inhaltsverzeichnis weiter >