Heute passiert gar nichts. Ich schlafe lange und verbringe dann den
ganzen Tag zu Hause; es ist sowieso bewölkt und ab und zu
regnerisch. Fotos entwickeln, Tagebuch schreiben, ein bisschen
lernen, und schon ist der Tag vorbei.
Das einzig Auffällige heute passiert vor dem Abendessen:
Katsuaki san kommt in mein Zimmer und öffnet den Schrank, in dem
sich offensichtlich der Familienaltar befindet. Ich wusste das zwar
schon, aber bisher hatte Keiko san die Schranktür immer wieder
sofort wieder zugeklappt. Und ich habe mir aus Respekt verkniffen,
selbst in diesen Schrank hineinzuschauen oder gar zu
fotografieren.
Heute kniet Katsuaki san davor nieder, stellt ein kleines
Schälchen Reis hinein, zündet ein paar
Räucherstäbchen an, leutet eine Glocke und betet eine Minute
lang. Ich frage ihn, was es damit auf sich hat, und er erklärt
mir, dass er hier seiner verstorbenen Angehörigen gedenkt.
Für jeden steht ein kleines Namenstäfelchen drin. Er
lässt den Schrank offen, sodass sich mein Zimmer so richtig
schön mit dem Räucherstäbchenduft füllt, und ich
denke, ich darf jetzt dann vielleicht doch ein Foto machen .
Die Hausaufgaben mache ich natürlich doch wieder erst nach dem
Abendessen. Habe zwar im Laufe des Tages schon ein bisschen Vokabeln
gelernt und Hörübungen gemacht, zum schriftlichen Teil aber
bisher keine Lust gehabt.
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