1.5., Endlich mal ausspannen

Heute passiert gar nichts. Ich schlafe lange und verbringe dann den ganzen Tag zu Hause; es ist sowieso bewölkt und ab und zu regnerisch. Fotos entwickeln, Tagebuch schreiben, ein bisschen lernen, und schon ist der Tag vorbei.

Das einzig Auffällige heute passiert vor dem Abendessen: Katsuaki san kommt in mein Zimmer und öffnet den Schrank, in dem sich offensichtlich der Familienaltar befindet. Ich wusste das zwar schon, aber bisher hatte Keiko san die Schranktür immer wieder sofort wieder zugeklappt. Und ich habe mir aus Respekt verkniffen, selbst in diesen Schrank hineinzuschauen oder gar zu fotografieren.

Heute kniet Katsuaki san davor nieder, stellt ein kleines Schälchen Reis hinein, zündet ein paar Räucherstäbchen an, leutet eine Glocke und betet eine Minute lang. Ich frage ihn, was es damit auf sich hat, und er erklärt mir, dass er hier seiner verstorbenen Angehörigen gedenkt. Für jeden steht ein kleines Namenstäfelchen drin. Er lässt den Schrank offen, sodass sich mein Zimmer so richtig schön mit dem Räucherstäbchenduft füllt, und ich denke, ich darf jetzt dann vielleicht doch ein Foto machen Foto dazu.

Die Hausaufgaben mache ich natürlich doch wieder erst nach dem Abendessen. Habe zwar im Laufe des Tages schon ein bisschen Vokabeln gelernt und Hörübungen gemacht, zum schriftlichen Teil aber bisher keine Lust gehabt.

 

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©2005 by Harald Bögeholz