Das Wetter ist blendend heute, kaum ein Wölkchen am Himmel. In
weiter Ferne sehe ich schon mein nächstes Ziel: den
schneebedeckten Mt. Egmont . Sieht so aus als
wäre das Wetter heute eher für eine kleine Bergwanderung
geeignet. Andererseits tun mir noch die Füße weh von
gestern, vielleicht nur eine kurze?
Bei der Wahl des Parkplatzes habe ich nur nach rechts geschaut, um
eine schöne grüne Wiese mit Schafen vor den schneebedeckten
Berg zu bekommen. Rein zufällig kommen mir auf der Wiese zu
meiner Linken zwei Strauße entgegen . So so, züchten die
also auch Strauße hier, das war mir gar nicht bewusst. Die
Viecher bekommen anscheinend nicht oft Besuch von Touristen aus
Deutschland, lugen jedenfalls interessiert über den Zaun . Im Laufe meiner
Weiterreise stelle ich fest, dass Strauße hier keine Seltenheit
sind. Auf den meisten Wiesen grasen zwar Schafe und Rinder, aber man
sieht in dieser Gegend auch ab und zu mal eine Wiese mit
Straußen.
In Wanganui, das mein Reiseführer als eine der ältesten
Städte des Landes erwähnt und das eigentlich mein gestriges
Etappenziel war, frühstücke ich und laufe dann ein bisschen
die hübsche Hauptstraße entlang. Als ich die Sarjeant
Gallery erblicke , statte ich ihr spontan
einen Besuch ab, denn in meinem Reiseführer stand was drüber
drin - ich glaube, was mit Kunstfotografie.
Fotografieren ist zu meiner Überraschung erlaubt, nur nicht in
der Foto-Ausstellung "FRUiTS, Tokyo Street Style - photographs by
Shoichi Aoki". Bei der nachträglichen Auswertung meiner Fotos
nehme ich mir vor, das Kapitel Weißabgleich im Handbuch meiner
Kamera mal ausführlich zu studieren und zu üben. Denn die
Wände auf diesem und diesem Foto haben in Wirklichkeit
die gleiche Farbe (mehr Letztere), und der Unterschied auf den Fotos
ist schon frappierend. Und ärgerlich.
Die Fotoausstellung zeigt junge Leute in Tokyo in den
abgedrehtesten Klamotten, die mir untergekommen sind. Ich habe ja in
Harajuku auch so manche ungewöhnliche Kleidung gesehen, aber ganz
so schrill und bunt dann doch nicht. Witzig, was in Tokyo so alles
rumläuft.
Auf Empfehlung meines Reiseführers halte ich auf der
Weiterfahrt in Waverley Beach an einem Strand mit fast schwarzem
Sand . Der Strand an sich sieht
nett aus und lädt zu einem langen Spaziergang ein, für den
ich mir aber nicht die Zeit nehmen möchte. Aber ich fühle
ein leichtes Mittagstief und lege mich zu einem Nickerchen in den
Dünen auf die Wiese und lasse mir ein knappes halbes
Stündchen lang im Windschatten die Sonne auf den Pelz
brennen.
Es ist doch weiter bis zum Berg als ich so dachte. Ich halte ab und
zu, um den näher kommenden Berg und ein paar Schafe zu
fotografieren (sorry, Gerald, die beste Approximation eines
springenden Schafs, die ich hingekriet habe, ist dieses , eher rennende als
springende Schäfchen).
Durch all die Trödelei ist es schon deutlich nach 15 Uhr, als
es endlich allmählich bergauf geht. Durch einen kleinen
Navigationsfehler lande ich zudem nicht auf der eigentlich geplanten
Straße, die etwas weiter rauf in die Berge führt, sondern
bei den Dawson Falls . (Was meinen meine Leser
zum Thema Fotos von Wasserfällen? Lieber kurze Belichtungszeit
oder doch eine lange ? Oder lieber keine Fotos
von langweiligen Wasserfällen?) Die Straße dorthin
schlängelt sich in Serpentinen wie ein Tunnel durch den Urwald;
erst oben am Visitor Center wird die Vegetation etwas dünner.
Da stehe ich nun um 16 Uhr am Ende der Straße, und weiter
geht es nur zu Fuß. Ein Blick den Berg hinauf erweckt den Eindruck, als
müsste man ein ganzes Stückchen laufen, bis die Landschaft
sich signifikant verändert. Ich stiefele beherzt los, kehre dann
aber mit Blick auf die Uhr schon nach einer Viertelstunde wieder um.
Nein, mir ist doch nicht nach Bergwandern, zumal meine Füße
von der Kletterei gestern doch noch ein bisschen müde sind.
Also fahre ich nach New Plymouth, wo ich kurz vor Sonnenuntergang
in einem Motel einchecke, das sogar einen Blick auf den Berg bietet,
und dann in der Stadt endlich mal wieder ein Stündchen am
Internet verbringe. Das bin ich meinen Lesern schuldig, die jetzt
schon seit drei Tagen kein Update bekommen haben.
Vernünftige Restaurants habe ich irgendwie nicht gesehen und
beschließe daher spontan, bei KFC einzukehren, neben dem ich
zufällig geparkt habe und das hier anscheinend "Kiwi for Chicken"
gelesen wird statt wie sonst auf der Welt "Kentucky schreit ficken".
Igitt, igitt - ich hatte aus den USA schöne, knusprige
Hänchenflügelchen in Erinnerung, aber hier werden vor Fett
nur so triefende, labberige panierte Hünherteile serviert, und
die Pommes sind ebenfalls weich und unglaublich fettig. Davon kann ich
nur die Hälfte essen, und das langt mir, um keinen Hunger mehr zu
haben. Hat zwar nur 7 Dollar gekostet der "Spaß" inklusive
Getränk, aber KFC nun nach Hungry Jack für lange Zeit auf
die schwarze Liste katapultiert. Jedenfalls in Neuseeland.
Im Motel verbringe ich den Abend mal wieder mit Schreiben; es gab
ja einiges nachzuholen die letzten Tage.
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