Ich mache mir ja allgemein nicht viel aus Städten, aber
Wellington gefällt mir unter denen, die ich bisher in Australien
und Neuseeland gesehen habe, am besten. Der Stadtkern gibt jedenfalls
visuell einiges her und inspiriert mich zu Kunstwerken wie diesem
Selbstportrait .
Zu erzählen gibts nicht viel. Ich laufe halt den ganzen Tag
durch die Stadt; die Fotos mögen für sich sprechen. Fahre
mit dem Cable Car den Hügel hoch, von wo sich eine nette Aussicht
über die Stadt bietet , um dann durch den
botanischen Garten wieder in die Stadt zurückzukehren. Der
Rosengarten soll im Dezember recht
spektakulär aussehen, jetzt ist es offensichtlich noch zu
früh . Der Weg führt durch
einen Friedhof, zunächst durch einen jüdischen Teil .
Nach dem obligatorischen Foto vom Regierungssitz (wers grad nicht gewusst
hätte - Wellington ist die Hauptstadt von Neuseeland) suche ich
die laut meinem Reiseführer komplett aus Holz gebauten Government
Buildings auf, weil dort die
Abteilung des Department of Conservation sitzt, die die permits
für den Besuch von Kapiti Island ausstellt.
Ich habe Glück: Kapiti Island ist für morgen noch nicht
ausgebucht, und die Wettervorhersage sieht auch gut aus. Man
knöpft mir 9 Dollar für die Aufenthaltsgenehmigung ab und
gibt mir Prospekte von zwei Fährunternehmen, die nach Kapiti
Island fahren. Das eine arbeitet gerade nicht, wie ich in einem Anruf
erfahre, sodass die Wahl leicht fällt - das andere hat noch ein
Plätzchen frei, und ich soll morgen zwischen 7 und 7:30 noch
einmal den Skipper anrufen, ob er auch wirklich fährt, denn das
Wetter kann hier schnell umschlagen.
Voller Vorfreude beschließe ich, die nächste Nacht in
Paraparaumu Beach zu verbringen, damit ich morgens nicht mehr fahren
muss, sondern gleich dort bin, wo das Boot nach Kapiti Island
abfährt. Das heißt, ich sollte Wellington gegen 17 Uhr
verlassen. Mein schlauer Reiseführer empfiehlt, mindestens drei
Stunden im Te Papa Museum of New Zealand zu verbringen. Ganz so viel
Zeit habe ich nicht; ich kalkuliere zwei Stunden ein und richte meinen
restlichen Stadtrundgang entsprechend ein.
In Neuseeland ist mir von Anfang an aufgefallen, dass die Maori
hier stets deutlich präsent sind. Als erstes natürlich in
den Ortsnamen: So gut wie alle Kleinstädte haben Maori-Namen, nur
die großen wie Auckland, Wellington oder New Plymouth nicht. Im
Museum sind alle Schilder zweisprachig auf Englisch und Maori.
Natürlich beschäftigt sich ein großer Teil der
Ausstellung mit Kultur, Kunst und Vergangenheit der Maori. Die Tage
habe ich sogar mal in einen Maori-Fernsehkanal reingezappt, wo
entweder Maori gesprochen oder alles Englische in Maori untertitelt
war. Eines Tages muss ich nochmal nachlesen, was es doch gleich mit
den australischen Ureinwohnern auf sich hat. Von denen habe ich in
Australien jedenfalls im Alltag nicht das Geringste bemerkt. Die paar
wenigen Aborigine-Gegenstände im Museum in Brisbane können ja
wohl nicht alles sein. In den Souvenir-Shops gibts angeblich originale, von
Aborigines bemalte Bumerangs, aber sonst?
Maori klingt jedenfalls von der Phonetik her ähnlich wie
Japanisch und somit auch ähnlich wie Deutsch: Wenn man einen
Namen wie Paraparaumu einfach auf Deutsch ausspricht, ist er wohl
näher dran am Original, als wenn man dies mit dem englischen
Aussprache"programm" versucht.
Apropos Paraparaumu - dort fahre ich jetzt plangemäß
hin, wobei ich unplanmäßig fast eine Stunde lang im Stau
stehe. Interessanterweise nicht in Wellington selbst, wo der Verkehr
Freitagnachmittags um 17 Uhr zwar rege, aber flüssig ist, sondern
um Porirura. Als ich endlich in Paraparaumu Beach ankomme, ist die
Sonne gerade untergegangen, und ich kehre wieder mal im erstbesten
nicht allzu teuer aussehenden Motel ein, dem Golf View Motel.
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