22.9., Ein Ausflug in den Winter

Heute geht es in die Berge. Aber meine Faulheit hält an, und ich schlafe bis 8:30 und trinke dann in meinem Motelzimmer zwei Tassen Instant-Kaffee, während ich am Rechner Fotos sortiere. Komme wieder erst um Punkt 10 los. Dann gibts erstmal Frühstück in einem Cafe, währenddessen ich mit Sorge einen heftigen Regenguss beobachte. Es wird doch heute nicht etwa ein Regentag werden? Ich habe doch Sonne gebucht für meinen Urlaub, und bisher hat das auch ganz prima geklappt.

Die nächste Stunde vertrödle ich in einem Internet-Cafe und schmunzle in mich hinein, als er mir beim Bezahlen einen Preisnachlass gewährt, weil ich ja meinen eigenen Rechner benutzt habe. Wenn der wüsste :-). Mit meinem eigenen Rechner habe ich die ganze Dreiviertelstunde lang sämtliche Bandbreite genutzt, die mir der Laden zur Verfügung gestellt hat (jednfalls upstream), was ich mit einem der dortigen PCs schwerlich hinbekommen hätte. Egal, ist trotzdem nicht gerade eines der billigsten Internet-Cafes, aber was tue ich nicht alles für meine Leser ;-).

Die Fahrt am Lake Taupo entlang fühlt sich an wie eine Fahrt am Meer; der See ist ziemlich groß, und da ein kräftiger und böiger Wind herrscht, gibts sogar Wellen zu sehen Foto dazu. Zum Surfen sicher nicht genug, aber für einen Binnensee ganz ordentlich, finde ich. Hinter Turangi geht es eine Passstraße hoch, und ich werfe von einem Aussichtspunkt schnell noch einen Blick zurück auf Lake Taupo Foto dazu. Dann konzentriere ich mich ganz auf die Serpentinen. Laut meinem Reiseführer lohnt sich von der Passhöhe der 20minütige Fußmarsch zum idyllischen Urwaldsee Lake Rotopounamu. Ich sehe im Vorbeifahren irgendwo ein unscheinbares Schildchen Irgendwas-mit-Hi-Walk, aber das kann es ja wohl nicht sein. Als mir fünf Minuten später auffällt, dass ich wieder bergab fahre, schwant mir, dass die Passhöhe wohl hinter mir liegen muss. Man kann hier aber nirgends umdrehen, und ich sehe vor mir schon den nächsten See, Lake Rotoaura, und beschließe, nicht zurückzufahren. Hat halt nicht sollen sein, die Wanderung, nächstes Mal.

Am Horizont sehe ich jetzt schneebedeckte Berge, die Vulkane Mt. Tongariro und Mt. Ngauruhoe Foto dazu. Es ist schon deutlich kühler als unten am Lake Taupo, sehr windig, und leider hängen die Wolken tief über den Bergen. Na ja, man kann nicht immer nur Sonne erwarten im frühen Frühling; schließlich entspricht die Jahreszeit hier ungefähr Mitte März zu Hause. Und während der CeBIT gehört ein Schneeschauer ja sogar in der Hannoverschen Tiefebene mit dazu.

Die erste Stichstraße hinauf in die Berge verpasse ich, da die Ausfahrt mitten in einer Baustelle liegt und ich so konzentriert auf die Hütchen und die winkenden Bauarbeiter bin, dass ich das Schildchen erst sehe, als es zu spät ist. Macht aber nichts; es kommt später noch eine größere Straße, die auch zu einem Visitor Center und weiter rauf in ein Skigebiet führt. Die ist vermutlich eh die bessere Wahl. Ich schaue mir im Visitor Center ein Modell der Landschaft an Foto dazu und informiere mich über die Wanderwege. Es sieht angesichts der fortgeschrittenen Stunde eher nach einem der "short walks" aus, obwohl ich mir so eine Zwei-Stunden-Tour schon noch vorstellen könnte.

Als ich dann aber weiter den Berg hinauffahre, macht mir das Wetter einen Strich durch die Rechnung: ein fies kalter, böiger Wind und Schneeschauer. Oben in Whakapapa ist das Skigebiet geschlossen, die Lifte stehen, aber trotzdem sind Leute unterwegs, die allerdings im Gegensatz zu mir angemessene Winterkleidung tragen. Das Foto Foto dazu von den vereisten Autos schieße ich aus dem Auto durchs geöffnete Beifahrerfenster und fahre dann den Berg wieder runter. Weiter rauf gehts nämlich mit dem Auto nicht, und ich habe auch keine sonderliche Lust, mitten in meinem Sommerurlaub einen Glatteisunfall zu bauen :-).

Auf halber Höhe hat es aufgehört zu schneien und ich mache doch noch einen Versuch mit einem der kürzeren Wanderwege. Die Landschaft ist aber vergleichsweise langweilig Foto dazu, und schon nach fünf Minuten geht das Schneegestöber auch hier wieder los, sodass ich nun endgültig beschließe, diese ungastliche Gegend zu verlassen.

Wenn ich in diesem Urlaub bis nach Wellington kommen will, muss ich ohnehin ein bisschen gasgeben. So nutze ich also das schlechte Wetter, um über National Park und Waiouru möglichst weit gen Süden zu fahren. Kurz vor Feilding beobachte ich, wie mein Kilometerzähler von 999 auf 0 springt. Habe ich also auch hier jetzt meine ersten 1000 Kilometer voll. Da ich außerdem die Nase voll habe vom Autofahren und der Sonnenuntergang naht, suche ich mir in Feilding ein Nachtquartier und beschließe, morgen einen Bogen um Palmerston North - die nächstgelegene etwas größere Stadt - zu machen. Stattdessen merke ich mir als nächstes Ziel auf dem Weg nach Wellington das Mount Bruce National Wildlife Center vor, um noch ein paar seltene Vögelchen zu Gesicht zu bekommen. Wenn ich mich weiter nicht aufhalte, sollte ich dann am nicht allzu späten Nachmittag in Wellington ankommen, sodass ich von der Stadt morgen auch noch was sehen kann.

 

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©2004 by Harald Bögeholz