Heute geht es in die Berge. Aber meine Faulheit hält an, und
ich schlafe bis 8:30 und trinke dann in meinem Motelzimmer zwei Tassen
Instant-Kaffee, während ich am Rechner Fotos sortiere. Komme
wieder erst um Punkt 10 los. Dann gibts erstmal Frühstück in
einem Cafe, währenddessen ich mit Sorge einen heftigen Regenguss
beobachte. Es wird doch heute nicht etwa ein Regentag werden? Ich habe
doch Sonne gebucht für meinen Urlaub, und bisher hat das auch
ganz prima geklappt.
Die nächste Stunde vertrödle ich in einem Internet-Cafe
und schmunzle in mich hinein, als er mir beim Bezahlen einen
Preisnachlass gewährt, weil ich ja meinen eigenen Rechner benutzt
habe. Wenn der wüsste :-). Mit meinem eigenen Rechner habe ich
die ganze Dreiviertelstunde lang sämtliche Bandbreite genutzt,
die mir der Laden zur Verfügung gestellt hat (jednfalls
upstream), was ich mit einem der dortigen PCs schwerlich hinbekommen
hätte. Egal, ist trotzdem nicht gerade eines der billigsten
Internet-Cafes, aber was tue ich nicht alles für meine Leser
;-).
Die Fahrt am Lake Taupo entlang fühlt sich an wie eine Fahrt
am Meer; der See ist ziemlich groß, und da ein kräftiger
und böiger Wind herrscht, gibts sogar Wellen zu sehen . Zum Surfen sicher nicht
genug, aber für einen Binnensee ganz ordentlich, finde ich.
Hinter Turangi geht es eine Passstraße hoch, und ich werfe von
einem Aussichtspunkt schnell noch einen Blick zurück auf Lake
Taupo . Dann konzentriere ich
mich ganz auf die Serpentinen. Laut meinem Reiseführer lohnt sich
von der Passhöhe der 20minütige Fußmarsch zum
idyllischen Urwaldsee Lake Rotopounamu. Ich sehe im Vorbeifahren
irgendwo ein unscheinbares Schildchen Irgendwas-mit-Hi-Walk, aber das
kann es ja wohl nicht sein. Als mir fünf Minuten später
auffällt, dass ich wieder bergab fahre, schwant mir, dass die
Passhöhe wohl hinter mir liegen muss. Man kann hier aber nirgends
umdrehen, und ich sehe vor mir schon den nächsten See, Lake
Rotoaura, und beschließe, nicht zurückzufahren. Hat halt
nicht sollen sein, die Wanderung, nächstes Mal.
Am Horizont sehe ich jetzt schneebedeckte Berge, die Vulkane Mt.
Tongariro und Mt. Ngauruhoe . Es ist schon deutlich
kühler als unten am Lake Taupo, sehr windig, und leider
hängen die Wolken tief über den Bergen. Na ja, man kann
nicht immer nur Sonne erwarten im frühen Frühling;
schließlich entspricht die Jahreszeit hier ungefähr Mitte
März zu Hause. Und während der CeBIT gehört ein
Schneeschauer ja sogar in der Hannoverschen Tiefebene mit dazu.
Die erste Stichstraße hinauf in die Berge verpasse ich, da
die Ausfahrt mitten in einer Baustelle liegt und ich so konzentriert
auf die Hütchen und die winkenden Bauarbeiter bin, dass ich das
Schildchen erst sehe, als es zu spät ist. Macht aber nichts; es
kommt später noch eine größere Straße, die auch
zu einem Visitor Center und weiter rauf in ein Skigebiet führt.
Die ist vermutlich eh die bessere Wahl. Ich schaue mir im Visitor
Center ein Modell der Landschaft an und informiere mich
über die Wanderwege. Es sieht angesichts der fortgeschrittenen
Stunde eher nach einem der "short walks" aus, obwohl ich mir so eine
Zwei-Stunden-Tour schon noch vorstellen könnte.
Als ich dann aber weiter den Berg hinauffahre, macht mir das Wetter
einen Strich durch die Rechnung: ein fies kalter, böiger Wind und
Schneeschauer. Oben in Whakapapa ist das Skigebiet geschlossen, die
Lifte stehen, aber trotzdem sind Leute unterwegs, die allerdings im
Gegensatz zu mir angemessene Winterkleidung tragen. Das Foto von den vereisten Autos
schieße ich aus dem Auto durchs geöffnete Beifahrerfenster
und fahre dann den Berg wieder runter. Weiter rauf gehts nämlich
mit dem Auto nicht, und ich habe auch keine sonderliche Lust, mitten
in meinem Sommerurlaub einen Glatteisunfall zu bauen :-).
Auf halber Höhe hat es aufgehört zu schneien und ich
mache doch noch einen Versuch mit einem der kürzeren Wanderwege.
Die Landschaft ist aber vergleichsweise langweilig , und schon nach fünf
Minuten geht das Schneegestöber auch hier wieder los, sodass ich
nun endgültig beschließe, diese ungastliche Gegend zu
verlassen.
Wenn ich in diesem Urlaub bis nach Wellington kommen will, muss ich
ohnehin ein bisschen gasgeben. So nutze ich also das schlechte Wetter,
um über National Park und Waiouru möglichst weit gen
Süden zu fahren. Kurz vor Feilding beobachte ich, wie mein
Kilometerzähler von 999 auf 0 springt. Habe ich also auch hier
jetzt meine ersten 1000 Kilometer voll. Da ich außerdem die Nase
voll habe vom Autofahren und der Sonnenuntergang naht, suche ich mir in
Feilding ein Nachtquartier und beschließe, morgen einen Bogen um
Palmerston North - die nächstgelegene etwas größere
Stadt - zu machen. Stattdessen merke ich mir als nächstes Ziel
auf dem Weg nach Wellington das Mount Bruce National Wildlife Center
vor, um noch ein paar seltene Vögelchen zu Gesicht zu
bekommen. Wenn ich mich weiter nicht aufhalte, sollte ich dann am
nicht allzu späten Nachmittag in Wellington ankommen, sodass ich
von der Stadt morgen auch noch was sehen kann.
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