Ich komme mit Mühe zum geplanten Zeitpunkt aus dem Bett. Um 9 muss ich am Flughafen sein, mein Auto zurückgeben; danach gibt es eine solide zeitliche Reserve, denn der Flug geht erst um 11:40. Komme später los, als ich dachte, erst um 8:40, aber nach 10 Minuten fast fehlerfreier Navigation durch die Innenstadt bin ich auf dem Highway, der mich ratzfatz zum Flughafen bringt; um 9:05 laufe ich auf dem Avis-Parklpatz ein. Dort fällt mir siedendheiß ein, dass ich eigentlich hätte tanken sollen. Ich überlege mir so, dass es auf ein halbes Stündchen vielleicht nicht ankommt mit der Auto-Rückgabe und frage einen Uniformierten, der hier rumsteht, ob es vielleicht in der Nähe eine Tankstelle gibt. Er schickt mich zum Domestic Terminal, dort gäbe es angeblich eine. Pustekuchen: Vier Kilometer sind es vom internationalen zum Domestic Terminal, und von Tankstelle weit und breit keine Spur. Ich werde vom Verkehr irgendwie durch das Terminal gespült und bin nach fast 10 Kilometern Rundfahrt froh, wieder am International Terminal anzukommen, wo mich diesmal sofort ein Avis-Mitarbeiter in Empfang nimmt, meinen Kilometerstand erfasst und mir eine Quittung über mehr als 100 Dollar in die Hand drückt; der Betrag wird wohl eines Tages von meiner Kreditkarte abgebucht werden. So etwas kenne ich schon aus Amerika: Man kann kein Auto mieten, ohne irgendwann doch noch irgendwelche versteckten Gebühren, Steuern oder sonstwas bezahlen zu müssen. Denn auf der Rechnung ist nicht nur der Fuel Service (der glaube ich um die 70 Dollar kostet, rund doppelt so viel, wie ich an einer Tankstelle zu bezahlen erwartet hätte), sondern noch irgendwelche dubiosen Steuern. Was solls, ich bin im Urlaub, und Urlaub ist immer etwas teurer. Direkt neben dem Auto finde ich einen Gepäckwagen, sodass ich meiner inzwischen wohl wieder weitgehend intakten Schulter keine Anstrengung zumuten muss und mein Gepäck bis zum Abflugschalter karren kann. Die dortige Waage blinkt lustig "over", aber die Angestellte sagt nichts, als sie mein Gepäck eincheckt. Die Wartezeit bis zum Abflug vergeht schneller als ich dachte bei einem deftigen Frühstück, das ich in einem der Restaurants nehme. Im Flugzeug habe ich daraufhin überhaupt keinen Hunger mehr auf das Mittagessen und schlage es aus, um dann später den Steward aus dem Rhythmus zu bringen, indem ich Kaffe möchte, aber keine Tasse habe wie alle anderen. In Auckland dauert es ewig, durch die Passkontrolle zu kommen, weil nur zwei Schalter für hunderte von Leuten offen sind. Auch hier gibt es strenge Auflagen, was die Einfuhr von Lebensmitteln betrifft. Diesmal habe ich auf dem Einreisekärtchen beherzt Ja angekreuzt - Ja, ich habe Essbares bei mir. Und es ist natürlich unbedenklich, aber ich habe das Päckchen Miso sofort gestanden und muss meine Tasche nicht auspacken, welch eine Erleichterung. Am Mietwagenschalter von Maui werde ich schon sehnsüchtig erwartet, denn es ist nach 17 Uhr (habe einen Zeitsprung von zwei Stunden plus gemacht), und ich bin der letzte Kunde. Das Depot ist etwas auswärts, und der Mitarbeiter geleitet mich zu einer Bushaltestelle, wo mich einige Minuten später der letzte Bus aufsammelt und zu dem Mietwagenladen bringt. Der wirkt etwas unorganisierter als seinerzeit Avis, aber ich kriege mein Auto. Was ich trotz Nachfrage nicht kriege, sind so schöne Karten wie bei Avis, ach was sag ich Karten, das waren für Sydney und Brisbane 500-seitige Wälzer mit Karten in allen möglichen Maßstäben. Hier bekomme ich auf Nachfrage immerhin ein Blatt, auf dem Auckland so ungefähr drauf ist. Und das Kreuzchen dort, wo ich den Mietwagen wieder hinbringen soll, wird mir hoffentlich noch helfen. Als ich losfahre, geht die Sonne schon wieder unter. Ich freue mich sehr, dass dieses Auto endlich ein Automatikgetriebe hat. Obwohl ich inzwischen ganz gut gelernt habe, mit Links zu schalten, ist es mir doch lieber, es nicht tun zu müssen. Es sollte also alles noch einfacher sein als in Australien, doch zu früh gefreut: Die haben hier einfach Blinker und Scheibenwischer vertauscht! Das Auto in Australien hatte den Hebel für den Blinker links und den für den Scheibenwischer rechts. Hier ist es umgekehrt. Dummerweise regnet immer mal wieder in einzelnen Schauern, sodass ich beide Hebel andauernd brauche. Und andauernd verwechsle. Ich ziehe mal eben auf eine andere Spur rüber, während ich meine völlig trockene Scheibe wische, oder blinke, wenn ich gerade mal verzweifelt vor Regen nichts sehe ... In Auckland ist auch viel Verkehr, aber anders als in Sydney. Hier sind die Straßen nicht verstopft, sondern nur stark frequentiert, was es eher schwieriger macht. Denn wenn alle fahren, kann man schlecht als Verkehrshindernis stehen bleiben. Ich finde die Innenstadt nach dem bewährten Prinzip, aber mangels eines vernünftigen Stadtplans kurve ich ziemlich orientierungslos herum. Der Regen macht es nicht gerade leichter, etwas zu sehen, und dunkel ist es mittlerweile auch schon. Also beschließe ich, ein Hotel zu nehmen, auch wenn es etwas teurer kommen sollte. Das erstbeste, in dem ich frage, will 110$ haben. Das sind so um die 60 Euro, das kann man für ein Hotel in der Innenstadt schon mal ausgeben. Und 12,50 Parkgebühr - das Übliche. Da mietet man sich nun extra für viel Geld ein Auto, um es dann für Geld wieder loszuwerden. Hier ists aber vornehmer als in Sydney: mit Valet Parking, das heißt ich gebe nur meinen Autoschlüssel an der Rezeption ab und das Auto wird weggefahren und irgendwo geparkt. Später, als ich bereit bin loszuziehen, frage ich an der Rezeption noch einmal, ob es denn weit weg steht, denn ich habe mein Handy drin vergessen. Kein Problem, sie schickt sofort jemanden los, der zu meinem Auto läuft und mein Handy holt, während ich gemütlich in der Lobby warte. Schon nicht schlecht, mal in einem schönen Hotel zu sein - das Zimmer ist auch sehr hübsch eingerichtet und ausgestattet. Inzwischen habe ich einen Stadtplan von der Innenstadt und stelle fest, dass ich genau am richtigen Ort bin. Das Hotel liegt direkt an der Queen Street, das ist die Haupt-Einkaufsstraße der Stadt. Und es liegt in der Nähe der K'Road (wie sie wirklich heißt, müsste ich nachschlagen, aber jeder nennt sie nur K'Road), wo mir ein freundlicher Australier die Tage empfohlen hat, einmal nach dem Nachtleben Ausschau zu halten. Auf dem Plan, den mir das Hotel gegeben hat, ist diese Seite der Stadt übrigens komischerweise nicht drauf ;-). Ich gehe als erstes in Richtung K'Road und überlege mir, dass ich Hunger habe. Hier ist ein asiatisches Restaurant neben dem anderen; vorwiegend Koreaner und Japaner. Warum nicht mal koreanisch - schräg gegenüber vom Hotel betrete ich das erstbeste Restaurant. Sieht zwar nicht sehr vornehm aus (hat z.B. keine Tischdecken), aber ist unglaublich billig. Für Hühnchen Bul-Go-Gi (gegrillt) mit fünf Schüsselchen Beilagen plus Reis gerade mal 9 Dollar, das ist ja geschenkt. Und schmeckt! Ich liebe Kimchi! Außer mir sind nur Asiaten hier, und alle haben grüne Flaschen auf dem Tisch stehen, aus denen sie sich kleine Gläschen vollschenken. Muss wohl etwas hochprozentiges sein, aber da es reichlich getrunken wird, kann es so schlimm auch nicht sein. Ich bestelle mir daher aufs Geratewohl einfach auch mal so ein Fläschchen. Prust! Das Zeug schmeckt ungefähr wie Brennspiritus. Und hat 21% Alkohol. Nach dem zweiten Gläschen habe ich mich etwas an den Geschmack gewöhnt und stelle fest, dass es mit dem scharfen koreanischen Essen doch ganz gut harmoniert. So ganz ohne würde ich es nicht trinken wollen, aber zum Essen gehts schon. Nach dem Essen mache ich mich leicht beschwipst (die Flasche enthielt immerhin 360 ml, und man will ja nichts verkommen lassen) auf die Suche nach einem Internet-Zugang. Internet-Cafes gibts hier eins am anderen, alle fest in asiatischer Hand. Ich scheine in einer Art Asia-Town gelandet zu sein. Aber niemand will mich meinen eigenen Rechner anstöpseln lassen, und mit den dortigen PCs kann ich nicht anfangen, da ich ja meine Fotos uploaden will. Als ich die Suche schon fast aufgeben will, finde ich doch endlich einen Laden, wo es kein Problem ist. Und dort liegt eine richtig dicke Strippe: Mit 60 bis 70 KByte/s puste ich die Fotos auf Peters Server, das macht richtig Spaß. Und nebenbei telefonieren klappt auch problemlos und in guter Qualität. Den Laden muss ich mir merken. Ich halte mich doch länger am Netz auf als geplant, und es geht schon auf Mitternacht zu. Spaziere nochmal Richtung K'Road und diese rauf und runter, aber erwartungsgemäß ist hier an einem Donnerstagabend dann doch tote Hose. Macht nichts, ab ins Bett. Ich beschließe, eine weitere Nacht im Hotel zu bleiben und melde das beim Portier an. Die Lage ist einfach ideal, und warum sich nicht mal ein wenig Luxus gönnen? |
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