11.9., Brisbane

Nach dem deftigen Frühstück, das ich mir um 8 habe ins Zimmer liefern lassen, muss ich mich nochmal kurz hinlegen; bin irgendwie immer noch müde. Um 9 raffe ich mich dann aber auf, Brisbane wartet.

Mein Reiseführer beschreibt Brisbane schon als nicht besonders reich an Sehenswürdigkeiten, da bin ich ja mal gespannt. Obwohl ich eigentlich auch nicht unbedingt immer nur die Sehenswürdigkeiten abgrasen möchte; mich interessiert mehr, wie sich die Stadt anfühlt. Dazu gehört auch schon die Fahrt mit dem Auto durch die Vororte; Brisbane wirkt irgendwie schon deutlich weniver provinziell wie die Kleinstädte, die ich bisher besucht habe. Ich navigiere fehlerfrei bis in die Innenstadt und stelle das Auto in ein Parkhaus.

Als erstes fällt auf, dass in der Stadt vergleichsweise wenig los ist. Ich meine jetzt nicht im Vergleich mit Tokyo; ob da irgendeine australische Stadt rankommt, ist die Frage. Aber die Gegend um den Hauptbahnhof herum (der laut meinem Reiseführer eine Sehenswürdigkeit ist und neben dem ich daher geparkt habe) ist ziemlich tot Foto dazu Foto dazu.

Fototechnisch habe ich heute kein gutes Händchen, wie ich erst abends beim Tagebuchschreiben bemerke. Irgendwie kann ich Brisbane nur krumme Perspektiven und unterm Strich nichts wirklich Schönes abgewinnen. Ich überquere die Victoria Bridge und gehe erst einmal ins Museum Foto dazu. Im Wesentlichen Naturkunde. Da mich Dionsaurier nicht interessieren, kann ich mir fast zwei ganze Stockwerke sparen: Das eine, in dem die "normalen" Dinosaurierer stehen und die Sonderausstellung "Chinese Dinosaurs", die fast ein ganzes Stockwerk einnimmt.

Am interessantesten finde ich noch die ausgestellten Tiere. Sie haben hier eine große Sammlung ausgestopfter Vögel, sodass ich mir nochmal in Ruhe anschauen kann, was ich da bisher so alles gesehen habe Foto dazu Foto dazu Foto dazu Foto dazu Foto dazu. Auch die Sammlung an Insekten, Spinnen und Säugetieren ist nicht schlecht. Aber irgendwie mag ich die Tiere dann doch lieber lebend als ausgestopft.

Zurück auf der anderen Seite des Flusses latsche ich recht lustlos durch die Stadt - meine Füße sind anscheinend von dem ausgedehnten Spaziergang gestern noch ein wenig müde. Im botanischen Garten Foto dazu ist die Hauptattraktion eine, die hier anscheinend gar nicht hingehört; - leider bin ich so unglaublich schlecht in Biologie bewandert, dass ich gerade nicht weiß, wie das possierliche Tierchen mit der spitzen Schnauze, den spitzen Ohren und den Kulleraugen heißt, das sich hier ängstlich an ein paar Palmenblättern festklammert Foto dazu. Kurz nachdem ich es fotografiert habe, sammeln die Betreiber des angrenzenden Cafes das Tierchen jedenfalls ein und bringen es weg.

Direkt neben dem botanischen Garten liegt der Campus der Queensland University of Technology; ich gehe ganz kurz um die Ecke und werfe einen Blick hinein, entdecke aber auch nichts Spannendes Foto dazu. In mir reift der Entschluss, Brisbane zu verlassen und die etwas längere Inlandsroute nach Sydney zu nehmen. Da kann ich die 150 km bis nach Toowoomba als erste Etappe heute noch gut gebrauchen. Ich sollte also die Stadt nach meinen Berechnungen in ca. 40 Minuten verlassen. Das reicht gerade noch für einen nicht allzu direkten Rückweg zum Auto, einen kurzen Blick auf die St. Stephens Cathedral Foto dazu - innendrin findet gerade eine Hochzeit statt, daher mag ich dort nicht stören - und einen kurzen Stopp in einem Plattenladen. Dvoraks 9. könnte ich mir kaufen, hab ich mir überlegt. Die hab ich zu Hause tatsächlich nur auf Vinyl, da ist das Geld für eine CD gut angelegt, und die macht bestimmt auch Spaß im Auto. Da es nur eine Aufnahme davon gibt (Berliner Philharmoniker, Karajan), geht der Plattenkauf schnell.

Zurück am Post Office Square erinnere ich mich leider nicht mehr, wo ich aus dem Parkhaus rausgekommen bin, und irre minutenlang durch die Gegend. Schließlich laufe ich in meiner Verzweiflung zur Einfahrt des Parkhauses, an die ich mich noch besser erinnern kann, und finde auf diesem Wege mein Auto wieder. Womöglich liegt es auch gar nicht an meinem schlechten Orientierungssinn, sondern daran, dass Samstags um 15:30 schon wieder die meisten Geschäfte, die hier so halb unter der Erde sind, zu haben, und das vorhin auf dem Hinweg irgendwie anders aussah.

Avis hat mir freundlicherweise für die Navigation in Brisbane einen fast 500 Seiten starkten Stadtatlas überlassen, den ich bestimmt fünf Minuten lang studiere, bevor ich losfahre. Das Studium hat sich gelohnt: Ich erwische auf Anhieb die richtigen Ausfallstraßen. Als ich nach einer halben Stunde Fahrt plötzlich doch unsicher bin, ob das alles so seine Richtigkeit hat, und an einer Tankstelle anhalte, stelle ich fest, dass ich keine 500 Meter vor der nächsten großen Kreuzung bin, die ich erreichen wollte. Aber gut, dass ich dort gefragt habe, denn der große Highway, auf den ich dann einbiegen wollte, heißt auf der Karte 54 und in Wirklichkeit A2. Da wäre ich womöglich dran vorbeigefahren, wenn ich nicht ausgerechnet an dieser Tankstelle angehalten hätte. So kann ich mich rühmen, Brisbane genau in der richtigen Richtung ohne den geringsten Umweg verlassen zu haben. Nun will ich nur hoffen, dass mir nicht im Nachhinein irgendein Brisbane-Kenner sagt: "Ja warst Du denn nicht da und da? Das ist doch das Interessanteste an der ganzen Stadt!" Nein, sonst war ich nirgends. Obwohl ich die Fahrt aus der Stadt raus durch die Vororte durchaus auch zur Stadtbesichtigung zähle.

Die Freude an der Fahrt nach Toowoomba wird allein dadurch ein bisschen getrübt, dass die Straße ziemlich direkt nach Westen führt und auch in Australien in dieser Richtung die Sonne untergeht, sodass man oft schlecht sehen kann. Dvoraks 9. erweist sich als problematische Wahl fürs Auto. Die Musik hat einfach zu viel Dynamik. An den leisen Stellen muss ich immer lauter drehen, um was zu hören, und dann fallen mir an den lauten Stellen fast die Ohren ab. Obwohl es die Musik vergewaltigen würde, würde ich mir doch eine Dynamikkompression wünschen, so eine Art Aussteuerungsautomatik, die zu leise Passagen auf eine einstellbare Mindestlautstärke anhebt und zu laute auf ein bestimmes Maximum begrenzt. Dass das noch keiner erfunden hat, wundert mich insgeheim. Mein Autoradio hat allerdings immerhin offensichtlich schon eine geschwindigkeitsabhängige Lautstärkeregelung: Wenn ich schneller fahre, wird es automagisch lauter und umgekehrt.

Wie geplant, erreiche ich Toowoomba ohne Zwischenfälle unmittelbar vor Sonnenuntergang um 17:30. Meine Methode mit dem erstbesten Motel kostet mich heute 75 Dollar, aber es war in diesem Motel das letzte Zimmer. Und als ich nach dem Einchecken mit dem Auto nochmal ein bisschen durch die Stadt kurve, stelle ich fest, dass so gut wie alle Motels "no vacancy" leuchten haben, also war es wohl besser, beherzt im Tudor Lodge Motel einzukehren. Abendessen gibts beim Koreaner; endlich mal wieder mit Stäbchen essen :-)!

Auch in Toowoomba wiederholt sich abgesehen davon das Bekannte: Alles außer Restaurants hat vor 18 Uhr bereits geschlossen Foto dazu. Ok, heute ist Samstag, das mag ein bisschen was anderes sein. Da ich das Nachtleben von Toowoomba nicht wirklich suche, fahre ich zurück in mein Motel, um die Fotos zu sortieren und diese Zeilen zu schreiben. Ich ärgere mich wie schon erwähnt, dass ich gar so schlechte Fotos von Brisbane geschossen habe. Ich glaube, eines Tages muss ich doch mal fotografieren lernen.

 

(Gästebuch außer Betrieb)     Inhaltsverzeichnis     weiter >


©2004 by Harald Bögeholz