Als ich aufwache, macht die Sunshine Coast ihrem Namen alle Ehre.
Sonnenschein, strahlend blauer Himmel, aber erst etwa 19 Grad . Jedenfalls kein Vergleich
mit gestern, da bin ich aber froh!
Zum Frühstück such ich mir ein Cafe an der
Flusspromenade, wo man ganz nett sitzt . Nach eingehendem Studium
der Broschüre von der Touristen-Info scheint mir der Nationalpark
das einzige zu sein, was für mich in Frage kommt. Denn die ganzen
Wassersport-Aktivitäten fallen flach, weil ich immer noch mit
meiner Schulter ein bisschen vorsichtig bin. Obwohl ich den
Stütz"rucksack" inzwischen nicht mehr trage. Schmerzen spüre
ich so gut wie keiner mehr; gelegentlich ein leichter, dumpfer
Schmerz, der aber auch einfach nur daher kommen könnte, dass ich
verspannt bin, weil ich den rechten Arm immer noch schone und meist
unten halte.
Am Noosa National Park fallen vor allem die Surfer auf . Nicht nur am Eingang,
sondern auch entlang der ganzen Küste sieht man sie . Ich verstehe ja nichts
vom Surfen, aber die Verhältnisse scheinen gut zu sein. Ich mache
viel zu viele Fotos und bin später ewig damit beschäftigt,
sie zu sortieren und mich von vielen wieder zu trennen, um die
Datenmenge nicht ins Unermessliche wachsen zu lassen.
Im Prospekt ist die Rede davon, dass man hier gelegentlich Koalas
in freier Wildbahn sieht; ich habe daher ständig meinen Blick in
die Bäume gerichtet, sehe aber keinen Koala. Dafür höre
ich es einmal am Wegesrand rascheln und schaue immerhin einer Schlange
ins Auge ; kurz nachdem ich sie
fotografiert habe, ist sie auch schon wieder weg.
Nach all der Fahrerei will ich diesen Tag mal überwiegend in
der Natur verbringen; statt mich für einen zu entscheiden, laufe
ich in mehr als vier Stunden mehr oder weniger alle Wanderwege
entlang: erst durch den Wald den Hügel hinauf, wo mir keine
Menschenseele begegnet, denn der Weg ist schon als "limited views"
ausgeschildert, dann den Tanglewood Trail und schließlich
entlang der Küste zurück. Ich höre sehr viele
verschiedene Vogelstimmen im Wald, kriege aber so gut wie keine
Vögel zu Gesicht geschweige denn vor die Kamera. Wo die sich wohl
alle verstecken? Klingt jedenfalls interessant, dieser Wald.
Gegen 15 Uhr erkläre ich meine Wanderung für beendet,
halte noch kurz am Hauptstrand, um schnell ein paar Fotos zu
schießen und fahre dann entlang der
Sunshine Coast nach Süden. Endlich führt die Straße
mal tatsächlich an der Küste lang, sodass man gelegentlich
den Strand und die Wellen sehen kann . Der Bruce Highway, den
ich bisher gefahren bin, verläuft überwiegend einige bis
einige zig Kilometer im Landesinneren.
Als ich Brisbane ankomme, ist der Tag auch schon wieder rum: Gegen
17:30 bin ich etwa 10 Kilometer vom Stadtzentrum entfernt in dichtem
Verkehr auf einer dreispurigen Straße, sehe aus dem Augenwinkel
ein Motel-Schild auf dem mit "Internet" geworben wird und
beschließe, hier zu bleiben, statt mitten in der Stadt zu
übernachten.
Das Internet entpuppt sich als ein einsamer PC, mit dem man sich
für 2 Dollar die halbe Stunde per Modem(!) einwählen kann.
Nein danke. Unmittelbar neben dem Motel ist ein großes
Einkaufszentrum, das ich erkunden will. Aber wie kann das sein? Fast
alle Läden haben schon geschlossen! Dabei ist es doch gerade mal
17:40, ist denn das die Möglichkeit? Irgendwo sehe ich ein
Schild, dass die allgemeinen Öffnungszeiten tatsächlich nur
bis 17:30 gehen; lediglich einige wenige Läden (unter anderem ein
Supermarkt und der obligatorische Schnapsladen) haben noch offen. Das
ist ein komisches Land hier. Freitags um 17:30 hätte ich
eigentlich erwartet, dass so ein Einkaufszentrum Hochkonjunktur hat.
Andere Länder, andere Sitten.
Den Abend verbringe ich mit Tagebuchschreiben und mit der
gedanklichen Vorbereitung auf Brisbane.
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