3.9., Schnorcheln am Great Barrier Reef

Um 6:30 klingelt der Wecker, und ich hüpfe unter die Dusche. Kurz nach 7 bekomme ich das Frühstück aufs Zimmer gebracht, das ich am Vorabend bestellt habe. Toast, Schinkenspeck und eine unglaubliche Menge Rührei, die ich gar nicht ganz schaffe Foto dazu. Für 9 australische Dollar, also ungefähr 5,40 Euro nicht schlecht. Und bequem; ich hätte sogar im Bett frühstücken können ;-).

Um 7:45 soll das Schiff auslaufen, das ich gebucht habe; ich komme 5 Minuten zu spät und man wartet schon auf mich. Es geht heute an zwei verschiedene Stellen raus aufs Riff; die erste Fahrt dauert knapp drei Stunden. Leider ist das Wetter nicht besonders; zwar ist es etwa 25 Grad warm, doch hängt der Himmel voller Wolken, und nur ab und zu verirrt sich mal ein Sonnenstrahl zur Erde.

Der Veranstalter bietet Schnupper-Tauchkurse an, was für mich wegen meiner Schulter leider nicht in Frage kommt. Ich hadere auch lange mit mir, ob ich schnorcheln gehen soll, beschließe dann aber doch, dass ich dazu den rechten Arm eigentlich nicht brauche. Ich miete mir einen Neoprenanzug, der mir zusätzlichen Auftrieb verleiht, und so kann ich ohne jegliche Mühe im Wasser treiben und den rechten Arm baumeln lassen, während ich mich mit den Schwimmflossen vorwärts bewege.

Wie gerne würde ich meinen Lesern Fotos von diesem atemberaubenden Anblick zeigen, aber die Kamera muss leider an Bord bleiben. Korallen in allen Farben und Formen, eine unglaubliche Vielfalt an Fischen, Wahnsinn! In Ermangelung eigener Fotos, hier ein paar Fotos anderer Leute vom Unterwasserleben. Ich tauche ab und zu, um mir manches von Nahem anzuschauen und traue mich im Laufe der Zeit immer tiefer nach unten. Eigentlich hatte ich Vorurteile gegen Tauchen, aber ich habe allein schon am Schnorcheln so einen Heidenspaß, dass ich beschließe, eines Tages mal richtig tauchen zu gehen. Nur leider nicht in diesem Urlaub.

Das Highlight dieses Schnorchelgangs ist "Wally" (bitte auf XAU31505 klicken), ein circa ein Meter langer Fisch, dem ich in zwei Meter Tiefe folge, der mich ohne Scheu mit seinen großen Kulleraugen anstarrt und sich sogar von mir streicheln lässt.

Nach einem Mittagessen auf dem Boot geht es an eine andere Stelle, und man sagt uns, dass es hier vor allem Schildkröten und Riesenmuscheln zu sehen gibt.

Stimmt beides: Ich tauche einer Zeitlang einer Schildkröte hinterher, bis ich völlig außer Puste bin. Und diese Riesenmuscheln sind ebenfalls total faszinierend. Die kleineren Exemplare sind vielleicht einen halben Meter lang, das größte, das ich sehe, bestimmt einen ganzen Meter. Und die Viecher leben (natürlich): Wenn man mit der Hand drüberstreicht, klappen sie zu. Eine schillert innendrin Tiefblau mit grünen Streifen; ich frage mich, um wieviel die Farben wohl noch schöner wären, wenn die Sonne scheinen würde.

Meine Begeisterung ist schwer in Worte zu fassen; jedenfalls hat sich der Trip sehr gelohnt. Nicht auszudenken, wenn ich das Riff weggelassen hätte! Nach dem Schnorcheln gibts für die Mutigen noch "Boom netting". Zu diesem Zwecke wird ein aus dicken Seilen geknüpftes Netz hinten rausgeworfen, an das sich die Leute dranhängen Foto dazu Foto dazu. Dann gibt das Boot Gas, und schon nach Sekunden haben wir die ersten verloren. Erst jetzt bemerke ich, dass das kleine Beiboot extra deswegen längst hinter dem Boot Position bezogen hat und die Abgehängten aufsammelt Foto dazu. Das Ganze wiederholt sich noch zweimal, bis auch die Hartnäckigsten genug Salzwasser geschluckt haben. Auf der Rückfahrt serviert die Crew noch kostenlos Käse, Weißweinschorle, Cracker und Wassermelonen, und wir kommen gegen 17:30 wieder in Cairns an.

Ich bin ziemlich kaputt von der Taucherei und beschließe, mir einen ruhigen Abend zu machen und mich um meine Wäsche zu kümmern. Der Schmutzwäscheberg ist bestimmt schon wieder zwei Waschmaschinen groß, und wer weiß, wann ich wieder eine Gelegenheit zum Waschen habe. Auf der Fahrt habe ich in der Nähe meines Motels ein Schild "Coin Laundry" gesehen, dort will ich hingehen.

Ist aber gar nicht nötig: Als ich mein Motel näher in Augenschein nehme, stelle ich fest, dass es dort für Gäste Münzwaschmaschine und -Trockner gibt. So kann ich die Wäsche bequem "zu Hause" waschen und dabei Hikaru no Go schauen. Irgendwie muss ich ja dafür sorgen, dass ich mein Japanisch nicht sofort wieder vergesse.

An der Rezeption hole ich mir zwischendurch Wechselgeld und plaudere mit Nita, erzähle ihr, dass ihre Empfehlung goldrichtig war und mir der Trip sehr viel Spaß gemacht hat. Was ich denn als nächstes vorhabe? Mir eine Karte kaufen und dann nach Süden fahren; schließlich muss ich ja bis Sydney. Sie kramt irgendwoher eine Australienkarte hervor und wir beraten, wo ich wohl am besten meinen Ausflug ins Hinterland mache. Die Karte überlässt sie mir; ich bin mir aber nicht sicher, ob nur für den Abend. Auf jeden Fall muss ich sagen, dass alle Leute, mit denen ich hier zu tun habe, extrem relaxed und freundlich sind. No worries, das ist anscheinend das Leitmotiv hier in Australien, das hört man immer wieder.

Als die erste Maschine Wäsche fertig ist, sortiere ich meine drei Hemden aus und stecke den Rest in den Trockner. Die Hemden hänge ich normalerweise nass auf, damit sie nicht so knittern. Als ich auf der Suche nach Kleiderbügeln in den Schrank schaue, finde ich dort nicht nur Bügel, sondern auch Bügeleisen und Bügelbrett. Das ist ja ein Luxus; da ich nichts besseres zu tun habe, bügle ich tatsächlich meine Hemden. Was ewig dauert, da ich keine Übung habe (sonst macht das immer Agnieszka), aber irgendwie Laune macht. Ich war lange in keinem Motel mehr - meine letzte derartige Reise war 1992 in den USA -, aber ich bin über den Komfort doch angenehm überrascht. Mal schauen, wie das in Australien so weitergeht.

Nach dem Bügeln schaue ich wieder Video und schlafe dabei ein, wache nachts um 1 auf einmal auf. Wie blöd! Egal, ich hole die trockene Wäsche, stecke die restliche nasse Wäsche, die inzwischen jemand aus der Waschmaschine genommen und auf den Trockner gelegt hat, in den Trockner, und gehe richtig schlafen. Hoffentlich braucht morgen früh niemand den Trockner.

 

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©2004 by Harald Bögeholz