[Kein Tagebuch heute. Nur nachträglich ein paar
Stichworte.]
Ich sehe Müllsäcke auf der Straße. Nanu, sowas in
einer blitzsauberen Stadt wie Tokyo? Ich schaffe es kaum, sie zu
fotografieren , da werden sie auch schon
abgeholt . Müssen wohl grad
erst rausgestellt worden sein. Dann ist die Welt ja doch wieder in
Ordnung.
Während ich nach dem Frühstück auf die anderen
warte, habe ich einen kurzen Anfall von Fotografie und versuche, ein
fahrendes Taxi mit Bewegungsunschärfe aufzunehmen. Gelingt nur
bedingt, da es leider sehr langsam fährt .
Die gebührenpflichtigen Parkplätze klappen hier eine
Sperre hoch, die das Auto bis zum Bezahlen festhält . Wenn das Auto etwas zu
lang ist, klappen sie anscheinend auch hoch .
Declan ereifert sich beim Anblick eines komisch-handgemacht
wirkenden Plakats , dass sich die Tokyoter
U-Bahn von chikatetsu in metoro umbenannt hat. Metro
klingt halt viel mehr nach Metropole .
Kaiserpalast im Regen . Die
Fußgängerampeln zeigen hier an, wie lange sie noch rot
sind . Warum wohl? Damit man
abwägen kann, ob man jetzt illegal rübergeht oder es sich
doch lohnt, auf Grün zu warten? Groooßer Platz vor dem
Palast , japanische Reisegruppe
folgt Fähnchen . Imposante Mauern ; dieser Palast ist ne
Nummer größer als die anderen.
Unglaublich lange Schlange von Teenagerinnen (und wenigen Jungs)
steht an für Konzert einer Boygroup . Banjo-Spieler (nein, das
Instrument heißt in Wirklichkeit bestimmt anders) auf dem Weg
zum Yasukuni Jinja wechselt beim Anblick der Gaijin-Reisegruppe
plötzlich von irgendwas Japanischem zu irgendeinem westlichen
Ohrwurm, der mir jetzt, da ich diese Zeilen zwei Monate später
ergänze, nicht mehr einfallen will .
Akihabara, das "Elektronik-Viertel" . Ein Basar für
Bauteile , alte Röhren ,
GPS-Empfänger , elektronische
Wörterbücher , neue
Funkgeräte , antiquarische
Funkgeräte , Festplatten , Büche r, gebrauchte Macs und
High-Tech-Klodeckel mit Sitzheizung und
werweißwas .
Harajuku bei Nacht und im Regen,
auf der Suche nach dem Restaurant, das Declan fürs Abendessen
ansteuern wollte. Leider hat Declan leichte Navigationsprobleme. Wir
finden den Laden aber , und es gibt
shabushabu , so eine Art
Fondue , und zwar all inclusive,
also essen und trinken so viel wir alle wollen . Allerdings mit Zeitlimit,
wie ich später mitkriege, als man uns recht deutlich rauswirft.
Andere Länder, andere Sitten.
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