Von wegen die eine Seite Hausaufgaben schaff ich auch am Morgen. Obwohl ich pünktlich aufstehe und mein Frühstück bei Denny's zügig einnehme, reicht die etwas mehr als eine Stunde leider nicht aus, um die Hausaufgaben fertigzukriegen. Der Vormittag läuft ganz passabel; Grammatik ist generell meine Stärke. Das sind die logischen Aspekte einer Sprache, die mir schnell einleuchten, während das Büffeln von Vokabeln mir irgendwie weniger liegt. Heute lernen wir, wie man seine Meinung äußert (ich denke, dass ...), andere nach ihrer Meinung fragt sowie direkte und indirekte Rede. Am Nachmittag dann wieder Frust pur: Bei den Hörübungen krieg ich heute so gut wie überhaupt nichts mit, verstehe nur Bahnhof. War das wirklich Japanisch eben? Alles geht so unglaublich schnell, und ich bin es immer noch nicht gewohnt, die Verben in ihren kurzen, weniger formellen Formen zu hören, die wir erst Ende letzter Woche gelernt haben. Als krönenden Abschluss des Tages gibts in der zweiten Nachmittagsstunde dann noch eine Leseübung. Meine zweite Schwäche: Ich kann zwar durchaus alles lesen (natürlich nur, weil in den Übungstexten über allen Kanji die Aussprache in Hiragana als Lesehilfe steht), aber in einem Tempo, dass man eher von entziffern sprechen sollte. Der Kelch, den Text laut vorlesen zu müssen, geht an mir vorbei, und ich bewundere, wie gut Henrik vorlesen kann. Ich fürchte, ich muss irgendwie lesen üben, so kann das ja nicht weitergehen. Da ich fieberhaft versuche, mit meinen Augen das Gehörte auf dem Papier nachzuvollziehen, kriege ich vom Inhalt so gut wie gar nichts mit und kann, als die Lehrerin mir eine Frage zum Text stellt, nur sagen, dass es mir viel zu schnell ging und ich nur Bahnhof verstanden habe. Sie liest den Text noch einmal langsam und deutlich vor, und ich höre einfach nur zu, sodass ich diesmal leidlich verstehe, worum es geht. Normalerweise vergeht die Zeit im Unterricht wie im Fluge und es macht viel Spaß, aber heute fiebere ich dem Ende entgehen und bin froh, als es endlich 14:30 Uhr ist. Jetzt nichts wie rüber in die Zig Zag Bar, das neue Go-Material einweihen. Es ist noch nicht da - ich hatte es gestern abend Declan in sein Büro gebracht, weil die Bar zu war -, aber Declan will sowieso gleich rüberkommen, weil er um 15 Uhr ein Rugby-Spiel schauen will. Der macht sich ein ganz nettes Leben als Schuldirektor, denk ich mir so im Stillen, aber warum auch nicht. Hockt mit seinem Laptop in der Bar, wo er dank WLAN ganz prima seine E-Mail abarbeiten kann, trinkt dabei ein gemütliches Guinness und schaut nebenher ein Rugby-Spiel. Mike, der Barkeeper, darf auspacken . Es sind tatsächlich zwei der Leute, denen ich Go spielen beigebracht habe, zur feierlichen Einweihung gekommen , und der Nachmittag vergeht wie im Fluge mit Go - die Bar schließt Montags bis Mittwochs schon um 17 Uhr. Leider habe ich noch niemanden gefunden, mit dem ich auf dem 19 × 19-Brett spielen könnte; die Anfänger werde ich wohl so schnell nicht auf das große Brett hieven können. Aber nur ein Übungsbrett zu kaufen, wäre mir auch komisch vorgekommen. Ich muss wohl am Wochenende mal wieder zu dem richtigen gokaijo gehen, um mir von einem Dan-Spieler eine Abreibung geben zu lassen. Zurück im Wohnheim habe ich immer noch keine Lust auf Japanisch und kümmere mich erst einmal um Fotos und Tagebuch - meine Fans haben sich schon wieder beschwert. Da ich zwei Tage nachzuholen habe, dauert das Schreiben mehrere Stunden. Zum Abendessen gibts zwischendurch nur Kleinigkeiten aus dem Mini-Stop; irgendwie hab ich keinen sonderlich großen Hunger. Die Hausaufgaben machen ebenfalls einige Stunden Arbeit, und dann habe ich mir ja noch in den Kopf gesetzt, Kanji zu lernen. Also mache ich brav die Lese- und Schreibübungen im ersten Kapitel meines Kanji-Buchs. Da ich das dringende Gefühl habe, etwas für mein Hörverständnis tun zu müssen, schaue ich dann noch zwei Folgen Hikaru no Go - ich habe mir zu Hause zu diesem Zwecke vorsichtshalber die ersten 20 Folgen auf meine Platte kopiert - und gehe erst nach 1 ins Bett. |
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