1.8., Ein fauler Sonntag

Gestern war ich doch nicht so vernünftig wie geplant, sondern habe in der Bar bis tief in die Nacht mit Anfängern Go gespielt Foto dazu. Daher schlafe ich bis 14 Uhr, obwohl mich der doofe Wecker natürlich wieder mal um 6:30 weckt und ich zwischendurch um 11 mal aufstehe und dusche, mich dann aber doch wieder hinlege.

Mir ist total faul zumute. Zum Brunch gibts eine Kreuzung aus Frühstück und Mittagessen Foto dazu: Reis und Misosuppe, dazu ein bisschen Steak (links oben), Salat, Gemüsekrams und einen Würfel seltsamen Glibber, der ohne alles nach gar nichts schmeckt und mit Sojasoße nach Sojasoße schmeckt. Tofu wohl.

Ich spiele in der Aoi Hall ausgiebig Klavier, mindestens eine Stunde, schaue lustlos in mein Japanischbuch, um es dann doch schnell wieder zur Seite zu legen (Hausaufgaben? Heute schon? Ach, nee...), fahre wieder in mein Wohnheim, surfe nutzlos im Internet herum und spiele im dortigen Aufenthaltsraum auch noch ein bisschen Klavier.

Da die sauberen Unterhosen fast alle sind, beschließe ich, das Projekt Wäsche in Angriff zu nehmen. Zunächst besichtige ich den Hochglanz-Waschsalon unmittelbar neben dem Wohnheim Foto dazu. Die wollen mich wohl ärgern, die Japaner. Auf dem Schild mit der Bedienungsanleitung für die Waschmaschinen ist das einzige in Englisch die Information, dass es sich um die Bedienungsanleitung handelt Foto dazu. Der Rest ist nur mit Bildern und Japanisch. Wenn ich das richtig interpretiere, soll man kein Waschpulver reintun. Haben diese High-Tech-Maschinen etwa das Waschpulver schon drin? *grübel* Außerdem gibt es vor dem Start drei Knöpfe zur Auswahl Foto dazu. Einer ist mit Kanji beschriftet, auf dem zweiten steht in Katakana softo und auf dem dritten haado.

Hmm. Ich kann also meine Wäsche hart oder weich oder chinesisch haben. Aber von Temperatur steht hier nix, jedenfalls nichts, was ich lesen könnte. Nachdenklich betrachte ich auch das Schild über dem Trockner Foto dazu, das anscheinend besagt, dass man keine Kinder und Hunde reintun soll. Die Trockner sind hier so bombastisch groß, dass die Gefahr vielleicht wirklich besteht.

Aber es gibt ja noch die Münzwaschmaschinen im Studentenwohnheim Foto dazu. Die sind auch voller japanischer Schriftzeichen, haben aber nur einen einzigen Startknopf Foto dazu. Da kann man schon nichts falsch machen. Allerdings müsste man Waschpulver kaufen. In meinem Zimmer fällt mir ein, dass ich ja nur mein eines Köfferchen vollständig ausgepackt habe, die Reisetasche mit den langen Hosen und den Sweatshirts für kalte Tage in Neuseeland noch nicht. Darin finde ich noch einige Wäsche und beschließe, das Projekt Wäsche zu vertagen. Ich bin so unglaublich faul, hab zu gar nichts Lust.

Nach Sonnenuntergang denk ich mir, ich könnte ja mal ein Foto von dem Bierladen machen und bei der Gelegenheit natürlich ... Der hat aber dummerweise zu. Immerhin gibt es einen Bier-Automaten, aber für den fehlt mir das Kleingeld. Ich beschließe also, im Mini-Stop Foto dazu schonmal Waschmittel zu kaufen. Auch das erweist sich als schwierig. Was von all den japanisch beschrifteten Sachen mag wohl Waschmittel sein? Ich entscheide mich schließlich für eine Schachtel, die so aussieht und in Katakana mit suupaa kuriinu beschriftet ist ("super clean"), und bekomme Wechselgeld, das für den Bierautomaten geeignet ist. Ach ja, und eine Schachtel Sushi kauf ich mir noch zum Abendessen.

Im Aufenthaltsraum schalte ich den Fernseher an und suche den Go-Kanal. Es gibt hier einen Fernsehkanal, auf dem den ganzen Tag über Go-Partien übertragen werden *freu*. Bei Bier und Sushi schaue ich einer Partie zu, die offensichtlich extrem weit über meinem Niveau gespielt wird, und die zwei Kommentatoren auf einem Demobrett zwischendurch immer wieder kommentieren. Ist wohl irgendwie eine Honninbo-Partie, jedenfalls kommt das Wort ab und zu vor. Leider reicht mein Japanisch nicht wirklich aus, die Kommentare zu verstehen, aber lustigerweise legen sie immer die Varianten aufs Brett, über die ich auch gerade nachgedacht habe. Ich verstehe also kaum ein Wort vom Japanisch, aber vom Go doch ein bisschen was. Ich ertappe mich kurz bei dem Gedanken, ob ich vielleicht doch hätte Go spielen gehen sollen, aber ich bin heute einfach den ganzen Tag lang schon so unglaublich schlapp, dass ich einfach keine Lust hatte.

Eigentlich wollte ich nicht mal Tagebuch schreiben heute, aber ein paar Zeilen sind es ja jetzt doch geworden. Heute werde ich früh ins Bett gehen, damit ich morgen fit bin.

 

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©2004 by Harald Bögeholz